LONDON. Ein Zusammenschluß mehrerer englischer Hooligangruppen hat dazu aufgerufen, am kommenden Wochenende die Kriegsdenkmäler im Londoner Regierungsviertel zu schützen. Der Aufruf der Democratic Football Lads Alliance (DFLA) erfolgte, nachdem die britische „Black Lives Matter“-Bewegung (BLM) eine Liste mit 60 vermeintlich rassistischen Statuen veröffentlicht hatte, die sie wegen „Glorifizierung von Sklaverei“ entfernt haben will.
„Die DFLA bittet alle ihre Mitglieder, sich am Samstag, 13. Juni, mittags in Whitehall zum Schutz unserer Kriegsdenkmäler zu treffen“, heißt es in dem Aufruf. Das Treffen im Regierungsviertel sei jedoch nicht als Demonstration oder als Gegenprotest zu Black Lives Matter zu verstehen. Es gehe lediglich darum „Denkmäler und Gedenkstätten zu schützen“ und „das zu verteidigen, was unsere Kriegshelden für dieses Land und ihre Ehre getan haben“.
Auf Gewalt solle verzichtet werden. „Wenn jemand Gewaltandrohungen ausgesetzt ist, bitten wir unsere Mitglieder, ihre Disziplin zu wahren und im Rahmen des Gesetzes zu handeln, das jedem Mann oder jeder Frau das Recht gibt, sich mit angemessener Gewalt zu verteidigen.“
Polizei warnt vor Gewalt
Der Chef der Londoner Polizeibehörde, Ken Marsh, zeigte sich besorgt. „Es sind schrecklich viele Vorbereitungen im Gange“, sagte Marsh laut der britischen Boulevardzeitung The Sun. „Wir haben an diesem Wochenende den perfekten Sturm vor uns.“ Der Labour-Abgeordnete Unmesh Desai, Sprecher der Partei für Polizei und Kriminalität, hat unterdessen alle in London ansässigen Profifußballklubs angeschrieben und sie gebeten, den geplanten Protest zu verurteilen. „Ich fordere Ihren Club dringend auf, seinen weit verbreiteten Einfluß zu nutzen und die Pläne der DFLA und anderer rechtsextremer Gruppen, die BLM-Proteste zu stören und zu sabotieren, öffentlich anzuprangern“, heißt es in dem Brief.
Laut der DFLA sollen bereits Fans der Fußballvereine Charlton, Millwall, West Ham, Chelsea, Arsenal, Portsmouth, Newcastle, Plymouth, Exeter, Stoke, Birmingham, Coventry, Colchester, Bristol und Swindon ihr Kommen angekündigt haben. Die DFLA wurde nach dem Londoner Terroranschlag im Juni 2017 gegründet, bei dem acht Menschen getötet wurden. Eine erste Demonstration, die sich gegen den Umgang mit dem islamistischen Terrorismus richtete, zog rund 35.000 Personen an. In der Vergangenheit war es eher ruhig geworden um den Zusammenschluß mehrerer sogenannter „Firms“ (Hooligangruppen).
Am vergangenen Wochenende war es auch in Großbritannien trotz Versammlungsverboten wegen der Corona-Pandemie zu Protesten von „Black Lives Matter“ gekommen. In Bristol warfen Demonstranten ein Denkmal des Abgeordneten und Sklavenhändlers Edward Colston gewaltsam vom Sockel. In Londen wurde ein Denkmal des ehemaligen Premierministers Winston Churchill beschmiert. Für die nächsten Tage und fürs Wochenende sind weitere Demonstrationen angekündigt. (ha)