PARIS/LONDON. Der Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei (EVP) für die Europawahl, Manfred Weber (CSU), hat die Teilnahme Großbritanniens an der Abstimmung kritisiert. Er habe ein Problem damit, daß ein zum Austritt entschlossenes Land noch über die Zukunft der Gemeinschaft mitentscheiden dürfe, sagte Weber im französischen Fernsehsender France 24. „Das ist eine Frage, die ich nicht voll verstehe und nicht voll unterstütze.“
Im März hatte Weber noch gegenüber dem Spiegel betont: „Eine Teilnahme der britischen Bürger an der Europawahl ist für mich undenkbar.“ Er könne nicht zulassen, „daß die britische Tragödie auch noch den Rest der EU ansteckt und letztlich die Populisten füttert“.
Brexit-Partei führt in Umfrage
Weber strebt nach der Europawahl vom 23. bis 26. Mai das Amt des Kommissionspräsidenten an. Seine Chancen, vom Parlament gewählt zu werden, würden durch eine Teilnahme der Briten sinken, da keine größere britische Partei Teil der EVP-Fraktion ist.
Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage könnte die neue Brexit-Partei des früheren UKIP-Vorsitzenden Nigel Farage am 23. Mai 27 Prozent erringen und damit im Vereinigten Königreich stärkste Kraft werden. Seine frühere Partei UKIP käme auf sieben Prozent. Die konservative Partei von Theresa May würde 15 Prozent holen.
Das Land könnte die Teilnahme an der Europawahl aber noch umgehen, falls sich das Unterhaus vorher auf einen Austritt verständigt. Da es im Parlament bisher darüber zu keinem Beschluß gekommen ist, hat Theresa May die Europäische Union um eine Verlängerung bis Ende Oktober gebeten. Diese wurde ihr vergangene Woche gewährt. (tb)