KIEW. Der ukrainische Präsident Volodymyr Zelensky hat US-Präsident Donald Trump gegen Erpressungsvorwürfe bei einem gemeinsamen Telefonat verteidigt. „Es gab keine Erpressung“, sagte Zelensky mit Blick auf die Unterredung im Juli wegen der die Demokraten im Repräsentantenhaus Impeachment-Ermittlungen gegen Trump eingeleitet haben.
Daß Trump Militärhilfen an das Land zurückgehalten habe, um Selensky damit unter Druck zu setzen, gegen den früheren US-Vizepräsidenten Joe Biden und dessen Sohn Hunter zu ermitteln, wies Zelensky zurück. „Darüber haben wir gar nicht gesprochen.“
Zelensky hält Beziehungen für „leicht“ beschädigt
Es sei bei dem Anruf „weder um Waffen noch um Burisma“ gegangen. Burisma ist das größte nichtstaatliche Gasunternehmen des Landes. Hunter Biden sitzt bei dem Konzern im Verwaltungsrat. Sein Vater Joe hatte zu seiner Zeit als Vizepräsident die Regierung in Kiew dazu aufgefordert, den nationalen Chefermittler Viktor Shokin zu entlassen, der Untersuchungen gegen Burisma anstrengte.
Trump hatte das Telefonat als „unschuldig und angemessen“ bezeichnet und die Zurückhaltung der vom Kongreß gewährten Militärhilfen mit der Korruption in dem osteuropäischen Land begründet. Zelensky beteuert, er habe vom vorübergehenden Stopp der Militärhilfen erst nach dem Gespräch erfahren.
Trump hatte unter dem Druck der Demokraten und der Medien eine Abschrift des Telefonats öffentlich gemacht, die die Vorwürfe der Demokraten entkräftete. Zelensky sagte Reportern, er habe sich mit der Veröffentlichung des Telefongesprächs nicht wohl gefühlt. Die Beziehungen der USA und der Ukraine seien dadurch „leicht“ beschädigt worden. Kiew akzeptiere keine Befehle anderer Länder, stellte er klar.
Trump will nicht mit Pelosi kooperieren
Biden, der sich für die Demokraten um die Nominierung zur Präsidentschaftswahl 2020 bewirbt, hatte am Mittwoch erstmals die Forderung seiner Partei nach einer Amtsenthebung Trumps unterstützt. „Er schießt Löcher in die Verfassung und wir dürfen ihn damit nicht davonkommen lassen“, sagte er bei einer Wahlkampfveranstaltung in New Hampshire.
Zuletzt hatte auch der australische Premierminister Scott Morrison Trump gegen Korruptionsvorwürfe in Schutz genommen. Hierbei ging es um ein Telefonat Trumps mit Morrison, in dem er diesen um Unterstützung bei Ermittlungen von Justizminister William Barr in der sogennanten Rußland-Affäre gebeten hatte.
Trump hat sich inzwischen schriftlich geweigert bei der von Sprecherin Nancy Pelosi in die Wege geleiteten Untersuchung des Repräsentantenhauses zu kooperieren. „In der Geschichte unserer Nation hat das Repräsentantenhaus noch nie versucht, eine Impeachment-Untersuchung gegen den Präsidenten einzuleiten, ohne daß eine Mehrheit des Hauses die politische Verantwortung übernimmt und einen solchen Schritt durch eine Abstimmung autorisiert“, heißt es in dem Brief aus dem Weißen Haus an Pelosi. (tb)