GRAZ. Der österreichische Musiker Andreas Gabalier hat die Grazer SPÖ für ihr Liederverbot scharf kritisiert. „Was am 1. Mai in Graz passiert ist, ist nicht nur traurig, es ist nicht nur ein Skandal, eigentlich ist es Zensur und Faschismus in seiner reinsten Form und höchst bedenklich – und das aus den sozialdemokratischen Reihen“, sagte der Schlagerrocker in einem auf Facebook verbreiteten Video.
Bei einer Veranstaltung der SPÖ anläßlich des 1. Mai in Graz hatte eine Parteisprecherin auf der Bühne einer Coverband verboten, Lieder von Gabalier zu spielen. Bei der Feier habe unter anderem Gleichberechtigung, Frauenrechte und Geschlechtergerechtigkeit im Zentrum gestanden, teilte die SPÖ Steiermark mit. Es sei bereits im Vorfeld mit der Band vereinbart worden, keine Lieder des Volksrock’n’Rollers zu spielen. „Diese Bitte hat die Vorsitzende der Grazer SPÖ-Frauen auf der Bühne wiederholt. Überdies handelte es sich um einen bezahlten Auftritt der Musikgruppe.“
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„Mit Toleranz überhaupt gar nichts zu tun“
Die Band „4you“ hatte zuvor das Stück „Hulapalu“, einen Erfolghit Gabaliers, gespielt. Gruppe verteidigte dies und kritisierte die SPÖ. Wenn jeder SPÖ-Politiker in seiner Ansprache von Toleranz spreche und eine halbe Stunde später „einen großen Künstler beschimpft und somit viele Menschen in Österreich beleidigt, dann ist doch jede Ansprache nur warme Luft“.
Auch Gabalier warf der SPÖ Intoleranz vor. „Wer Toleranz so groß schreibt und alles andere mit Händen und Füßen tritt, was der eigenen Weltanschauung nicht entspricht, hat mit Toleranz aber schon überhaupt gar nichts zu tun.“ Zudem sei er vor allem in den kommenden Monaten während seiner Stadiontour Arbeitgeber für Tausende Personen und leiste mit seinen „wirklich großen Steuerzahlungen“ einen „großen Beitrag zu unserem Sozialsystem“.
Gabalier werden seit vielen Jahren eines veraltetes Frauenbilder sowie Heimattümelei vorgeworfen. Er singt etwa die österreichische Nationalhymne in seiner ursprünglichen Form ohne „gendergerechte“ Änderungen. Mit seinen jüngsten Alben erreichte er jeweils sowohl in Österreich als auch in Deutschland und der Schweiz Platz 1 der Charts.
Kanzler Kurz äußert sich
Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) äußerte sich am Montag in dem Fall. „Toleranz sollte man nicht nur predigen, sondern auch leben. Lassen wir die Kunst sowie die Künstlerinnen und Künstler frei arbeiten. Egal wie sie aussehen, welche Musik sie spielen oder Meinung sie haben.“ Auch er sei von Austro-Pop-Größen wie Rainhard Fendrich und Wolfgang Ambros kritisiertw roden und würde „nie auf die Idee kommen, das Abspielen ihrer Lieder irgendwo zu verhindern“. (ls)