PARIS. Ein mutmaßlich moslemischer junger Mann hat in Paris eine 85 Jahre alte Holocaustüberlebende erstochen und sie später verbrannt. Der 29jährige Tatverdächtige wurde zusammen mit einem mutmaßlichen Komplizen des Mordes aus einem judenfeindlichen Motiv heraus angeklagt und befindet sich in Untersuchungshaft.
Den Täter und das Opfer, Mireille Knoll, verband eine jahrelange Beziehung. Wie die Enkeltochter der Ermordeten Israel Radio mitteilte, kannte Knoll den Täter seit dieser sieben Jahre alt war. „Sie war immer froh, ihn zu sehen. Es ist unfaßbar, daß es so endete.“ Laut der Enkelin habe ihre Großmutter nie an das Böse im Menschen geglaubt. „Das könnte der Grund sein, warum sie jetzt nicht mehr bei uns ist.“
Tatmotiv war Antisemitismus
Der Sohn des Opfers bestätigte gegenüber dem israelischen Armeeradio das antisemitische Motiv. „Zunächst waren wir uns nicht sicher, daß Antisemitismus der Grund war“, sagte Daniel Knoll. „Wir haben darauf gewartet, daß die Polizei es ausspricht und jetzt kennen wir die Wahrheit. Bis jetzt habe ich in Frankreich nie Antisemitismus wahrgenommen. Bis heute habe ich mich nie in Gefahr gefühlt.“ Gleichzeitig war Knoll bemüht, nicht die moslemische Gemeinde Frankreichs als Ganzes für den Vorfall verantwortlich zu machen. „Es gibt ungebildete Idioten, die gibt es überall auf der Welt.“
Der Enkelin zufolge handelt es sich bei dem Mord an ihrer Großmutter aber nicht um einen Einzelfall. „Vor 20 Jahren habe ich Paris in dem Wissen verlassen, daß weder ich noch andere Juden dort eine Zukunft haben“, sagte die Frau, die mittlerweile in der israelischen Küstenstadt Hertzliya lebt.
Die Autopsie des Leichnams von Knoll ergab, daß die 85jährige, die als Kind in Paris nur knapp der Deportation in die Vernichtungslager entkommen war, mit mindestens elf Messerstichen umgebracht wurde. Danach legte der Täter an mindestens fünf verschiedenen Punkten in ihrer Wohnung Feuer. Laut Israels Hadashot TV befand sich der Tatverdächtige bereits einmal in Haft, weil er die Tochter einer Frau, die sich um Knoll kümmerte, sexuell belästigte.
Erinnerungen an den Mord an Sarah Halimi
Der Tat erinnert an den Mord an Sarah Halimi. Die damals 66 Jahre alte Lehrerin jüdischen Glaubens war im April 2017 in ihrer Wohnung in Paris gequält und schließlich aus dem Fenster geworfen worden. Ihr Mörder war ein Staatsbürger aus Mali, der während der Tat „Allahu Akbar“ rief. (tb)