BUDAPEST. Ungarn hat seinen Botschafter aus den Niederlanden zurückgerufen und die diplomatischen Beziehungen vorübergehend ausgesetzt. Das gab der ungarische Außenminister Peter Szijjarto am Freitag auf einer Pressekonferenz bekannt. Grund ist eine Äußerung des niederländischen Botschafters in Budapest, Gajus Scheltema, gegenüber dem Wochenmagazin 168 Ora. Dem Blatt sagte Scheltema, islamische Extremisten wendeten dieselben Methoden an, um sich Feinde zu schaffen, wie die ungarische Regierung.
„Der niederländische Botschafter hat eine Aussage getätigt, die Ungarns Würde und Souveränität verletzt sowie die diplomatischen Traditionen ignoriert und bei weitem überschreitet“, sagte Szijjarto. Die Beziehungen seien für eine unbestimmte Zeitdauer ausgesetzt. Seine Regierung verlange eine öffentliche Erklärung der Regierung von Premierminister Mark Rutte, ob Scheltema als Privatperson oder mit einem Mandat des holländischen Außenministeriums gesprochen habe.
Ungarn fordert Entschuldigung
Sollten sich die Niederlande nicht entschuldigen, sei die ungarische Regierung zu weiteren diplomatischen Schritten bereit. „Ungarn ist kein Sandsack“, stellte Szijjarto klar. Die Politik der Unterwürfigkeit sei in Ungarn vielleicht in der Vergangenheit verbreitet gewesen, „aber jetzt nicht mehr“.
Auch zur Zukunft des ohnehin scheidenden Botschafters Scheltema fand Szijjarto eindeutige Worte: „Wir sind froh, daß der Botschafter geht und er wird das hoffentlich bald tun.“ Scheltema sei in Ungarn nicht mehr willkommen. Der islamkritische niederländische Oppositionspolitiker Geert Wilders nannte Scheltema auf Twitter einen „Idioten“. (tb)