PARIS. Der neue französische Präsident Emmanuel Macron hat den Bürgermeister der Hafenstadt Le Havre, Édouard Philippe, zum neuen Premierminister ernannt. Der 46 Jahre alte Republikaner arbeitete in der Vergangenheit für den bei den Vorwahlen unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Alain Juppé. Er ist damit der vierte Premierminister in der Geschichte der Fünften Republik, der einer anderen Partei angehört als der Präsident.
Beobachter werten die Ernennung als einen Versuch Macrons, vor den Parlamentswahlen am 11. und 18. Juni gemäßigte Konservative auf seine Seite zu ziehen. Umfragen sagen der Partei Macrons, La République, zwischen 26 und 29 Prozent der Stimmen voraus. Die Republikaner und die mit ihnen verbündete UDI erhielten demnach zwischen 20 und 22, der Front National ebenfalls zwischen 20 und 22 Prozent. Aufgrund des relativen Mehrheitswahlrechts sind Prognosen zur Sitzverteilung schwierig.
Philippe ist seit 2012 auch Abgeordneter der Nationalversammlung. Der dreifache Familienvater legte sein Abitur an einem Bonner Gymnasium ab und spricht fließend Deutsch. Für den morgigen Dienstag ist die Vorstellung des neuen Kabinetts vorgesehen. Anders als in Deutschland unterstehen die Minister in Frankreich dem Präsidenten und nicht dem Regierungschef. (tb)