PANAMA-STADT. Mehrere Spitzenpolitiker und Prominente sollen internationalen Medienberichten zufolge Finanzgeschäfte mithilfe von 215.000 Briefkastenfirmen in Panama abgewickelt haben. Ein Datenleck in der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca, die sogenannte Offshore-Firmen verwaltet, offenbart womöglich die versuchte Verschleierung von Finanzströmen. In den Unterlagen, die der Süddeutschen Zeitung von einer unbekannten Quelle zugespielt wurden, sollen auch Namen von Drogenhändlern und anderen Kriminellen auftauchen.
Der Chef der Anwaltskanzlei, Ramón Fonseca Mora, bestätigte dem Fernsehsender TVN in Panama: „Wir wurden gehackt. Das ist ein Verbrechen.“ Seine Kanzlei sei nicht darauf ausgelegt, Geld zu waschen oder Steuern zu hinterziehen. Sie gründe lediglich Firmen und verkaufe sie dann weiter an Banken, Vermögensverwalter oder Anwälte. Eine Geschäftsbeziehung zu den Endkunden bestehe nicht.
Zu diesen Endkunden sollen zwölf frühere und amtierende Staats- und Regierungschefs, 128 weitere Politiker und Prominente wie der Fußballprofi Lionel Messi zählen. Aber auch internationale Finanzinstitute, darunter deutsche Banken oder ihre Tochtergesellschaften. Auch ein enger Vertrauter von Rußlands Präsident Wladimir Putin soll auf der Liste stehen.
„Panama Papers“ sind Rechercheergebnis von 400 Journalisten des ÖR
Rund 400 Journalisten werteten über ein Jahr hinweg ein Datenvolumen von 2,6 Terabyte und mehr als elf Millionen Dokumenten aus. Bei den „Panama Papers“ handele es sich um „das größte Leck in der Geschichte des Daten-Journalismus“, sagte der Enthüller des NSA-Skandals, Edward Snowden. „Es geht um Korruption.“
Panamas Regierung teilte unterdessen mit, kooperativ und „mit einem höchsten Maß an Transparenz“ bei der Aufklärung der Finanzgeschäfte mitwirken zu wollen. Der Leiter des Rechercheverbundes von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung, Georg Mascolo, kündigte weitere Veröffentlichungen an und betonte, daß „wir einen solchen Einblick in das Geschäft dieser Steueroasen bisher in diesem Umfang nicht gehabt haben“.
Spitzenpolitiker und Funktionäre geraten bereits unter Druck
Folgende Politiker und Prominente würden in den „Panama Papers“ belastet: Der argentinische Präsident Mauricio Macri, Saudi-Arabiens Machthaber König Salman bin Abdulaziz bin Abdulrahman Al Saud, der ukrainische Präsident Petro Poroschenko, der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate Khalifa bin Zayed bin Sultan Al Nahyan.
Im Zuge der Veröffentlichungen sind am Montag bereits ein Mitglied des Fußball-Weltverband Fifa, Juan Pedro Damiani, und Islands Regierungschef Sigmundur Davíð Gunnlaugsson unter Druck geraten. Gunnlaugsson hatte seinen 50-prozentigen Anteil an einer Briefkastenfirma verschwiegen, den er 2009 für einen Dollar an seine Frau verkauft hatte.
Der Besitz einer Briefkasten- bzw. Offshore-Firma ist nicht per se illegal. „Es gibt auch eine Reihe von Geschäften, für die es logisch erscheint, zu einer Offshore-Firma zu greifen. Aber wer sich in den Panama Papers umsieht, stellt sehr schnell fest, daß es in der überwältigen Zahl der Fälle vor allem um eines geht: die Verschleierung der wahren Inhaber der Firmen“, schrieb die Süddeutsche Zeitung. Die Daten belegten, wie eine global agierende Industrie Briefkastenfirmen gründe, um anschließend mit großen Banken, Anwaltskanzleien und Vermögensverwaltern in aller Verschwiegenheit die Besitztümer von Prominenten zu verwalten. (mv)