PARIS. Der Gründer des französischen Front National (FN), Jean-Marie Le Pen, hat sich empört über den Ausschluß aus der Partei geäußert. Er sei „Opfer eines Hinterhalts“, sagte er dem französischen Fernsehsender iTélé. Der 87 jährige kündigte an, gegen die Entscheidung des Exekutiv-Komitees juristische Schritte einzuleiten.
Seine Tochter und Parteichefin, Marine Le Pen, habe eine regelrechte Hetzjagd gegen alle gestartet, die nicht ihrer Meinung seien. Zwischen den beiden herrscht bereits seit Monaten Streit. Die FN-Chefin wirft ihrem Vater vor, der Partei zu schaden. Zuletzt hatte er eine Äußerung wiederholt, indem er die Gaskammern als „Detail des Zweiten Weltkriegs“ bezeichnet hatte.
An Rückhalt verloren
Das Exekutiv-Komitee der Partei hatte am Donnerstag mitgeteilt: „Nach der heutigen Sitzung hat das Exekutivbüro des Front National in disziplinarischer Zusammensetzung beraten und mit der erforderlichen Mehrheit den Ausschluß von Herrn Jean-Marie Le Pen als Mitglied des Front National beschlossen.“ Die vollständige Entscheidung werde Jean-Marie Le Pen „in Kürze“ übermittelt.
Hintergrund ist ein Streit über die grundsätzliche Ausrichtung der Partei. Marine Le Pen versucht den FN auch für bürgerlich-konservative Wähler attraktiv zu machen. Bei den vergangenen EU-Wahlen wurde ihre Partei damit stärkste Kraft im Land. Ihr Vater, der bis 2011 Parteichef war, hatte dagegen parteiintern zuletzt stark an Rückhalt verloren. So stimmten 94 Prozent der Mitglieder zu, den Posten des Ehrenpräsidenten zu streichen, den derzeit nur Jean-Marie Le Pen bekleidet. Laut aktuellen Umfragen geben zwischen 29 und 31 Prozent der Franzosen an, bei der kommenden Präsidentschaftswahl 2017 für Marine Le Pen zu stimmen. (ho)