BUDAPEST. Ungarns Parlamentspräsident László Kövér hat den Politikstil innerhalb der Europäischen Union scharf kritisiert. „Wir hatten das ja schon in der braunen und in der roten Diktatur. Heute ist es die Diktatur der politischen Korrektheit.“ Der Sowjetführer Leonid Iljitsch Breschnew wäre stolz, „wenn er sehen könnte, wie heute die öffentliche Meinung geformt wird“, sagte Kövér nach Angaben der Zeitung Die Presse.
„Allgemein werden die Politiker, die die Interessen ihrer Wähler vertreten, als Populisten abgestempelt. Dabei geht es in der Demokratie doch genau darum. Bei uns nennt man das Parlament immer noch Volksvertretung“, betonte Kövér. Die Asylkrise sorge jedoch dafür, daß sich die Menschen von den Zwängen der politischen Korrektheit befreiten. „Die Menschen lehnen sich auf.“
Sie können ja im Internet verfolgen, wie massiv die Leser in den Kommentarspalten der Zeitungen den Meinungen widersprechen. Sie protestieren auf den Straßen, auch in Deutschland. Nicht nur wegen der Flüchtlingspolitik, sondern auch wegen der undurchsichtigen Art und Weise, wie der geplante Freihandelsvertrag zwischen Europa und den USA ausgehandelt wird. – László Kövér
Mit Blick auf die scharfe Kritik aus Deutschland und Brüssel an der Abriegelung der ungarischen Grenze für Asylbewerber unterstrich der Parlamentspräsident, die Ungarn wollten „bei der Zerstörung Europas nicht zu Mittätern werden“. Im Gegensatz zu anderen Staaten werde aus seinem Land kein „Migrantenreisebüro“.
Ausdrücklich nahm er die österreichische FPÖ gegen Vorwürfe des Extremismus in Schutz. „Wenn die FPÖ in Wien mehr als 30 Prozent bekommt und man sie extrem nennt, dann bedeutet das ja, daß man ein Drittel der Wähler extrem nennt. Oder dumm, weil sie nicht verstehen, wen sie wählen“, kritisierte der Politiker der regierenden Fidesz-Partei. (ho)