ISTANBUL. Ein Überfall von Türken auf amerikanische Marinesoldaten in Istanbul hat für neuen Zündstoff in der amerikanisch-türkischen Beziehung gesorgt. In einem Video, das die „Türkische Jugendvereinigung“ (TGB) ins Internet gestellt hat, ist zu sehen, wie ein Dutzend Anhänger der kemalistischen Organisation drei Soldaten in Zivilkleidung attackieren und durch die Straße hetzen. Die Männer des Zerstörers „USS Ross“, die auf Landgang waren, wurden mit Farbe besprüht. Auch versuchte die Angreifer, ihnen Kapuzensäcke überzustülpen.
Die Polizei nahm daraufhin zwölf Personen fest, die mittlerweile wieder freigelassen wurden, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Die amerikanische Botschaft in der Türkei bezeichnete den Überfall im Land des Nato-Partners als erschreckend. Nach einer Anweisung des Pentagons darf derzeit kein weiteres Personal der „USS Ross“ an Land. Das raketengestützte Schiff soll Istanbul planmäßig am Donnerstag verlassen.
Wahrscheinlich ein Racheakt
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Das türkische Außenministerium bezeichnete die Attacke auf die amerikanischen Seeleute als Respektlosigkeit. Das Video könne „unmöglich mit Toleranz“ geschaut werden. Der Überfall ist womöglich ein Racheakt für einen Zwischenfall im Nordirak 2003. Amerikanische Militärs hatten damals ein Dutzend türkische Spezialkräfte verhaftet. In der türkischen Öffentlichkeit wurden Fotos der gefesselten Männer, denen Soldaten Kapuzen übergestülpt hatten, als Demütigung empfunden.
Der für die Kurdenregion zuständige amerikanische Militärkommandant warf ihnen allerdings vor, Anschläge geplant zu haben. Der damalige amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld entschuldigte sich später. (FA)