PARIS. Der Front National (FN) ist aus der zweiten Runde der französischen Kantonswahlen als drittstärkste Kraft hervorgegangen. Die Partei erhielt in der letzten landesweiten Abstimmung vor der Präsidentschaftswahl 2012 11,6 Prozent der Stimmen. Im Vergleich zur ersten Wahlrunde verlor der FN zwar relativ gesehen drei Prozent, konnte jedoch seinen absoluten Stimmenanteil von 620.000 auf 915.000 steigern.
Dem FN gelang es dennoch erstmalig in seiner Geschichte, Abgeordnete in die Departements-Parlamente zu entsenden. In den Wahlbezirken Carpentras-nord und Brignoles (beide in der Provence) konnten sich die FN-Kandidaten nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa gegen ihre sozialistischen Kontrahenten durchsetzen.
Insgesamt erreichte der FN in 400 der 2.000 zur Wahl stehenden Kantonsbezirke die Stichwahl. Angetreten war er in etwa 1.500 Wahlkreisen. Experten gehen davon aus, daß die Partei bei einem flächendeckenden Antritt bis zu 25 Prozent der Stimmen erhalten hätte.
Enttäuschung im Regierungslager
Die regierenden Konservativen (UMP) von Präsident Nicolas Sarkozy mußten schwere Verluste hinnehmen und erreichten nur knapp 20 Prozent. Deutlicher Sieger wurden die Sozialisten mit fast 36 Prozent. Politiker aller Parteien zeigten sich vor allem über die geringe Wahlbeteiligung, die mit 44 Prozent einen Tiefstand erreichte, enttäuscht.
„Stärkste Partei bei diesen Wahlen war die der Enthaltungen“, sagte die ehemalige sozialistische Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal. Auch Premierminister Francois Fillon (UMP) warnte vor einer „Kluft zwischen dem Bürger und der Politik“, das Ergebnis sei aus Sicht des konservativen Lagers eine „Enttäuschung“.
FN-Parteichefin Marine Le Pen, sagte nach der Wahl, sie gehe von einer dauerhaften Etablierung ihrer Partei auf hohem Niveau aus. „Noch ein klein bißchen mehr Anstrengung, und das etablierte System stürzt ein.“ (ho)