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Es war nichts anders

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Die Meldung in der New York Times vor einigen Wochen war lapidar: „Der Einsturz (des WTC 7) ist kein Rätsel mehr“, so zitierte sie den Untersuchungsbericht des National Institute of Standards and Technology über den Zusammensturz des 47stöckigen Bürohauses. Sprengstoff habe keine Rolle gespielt, so die unspektakuläre Analyse weiter.

WTC 7 lag rund 100 Meter von den Doppeltürmen entfernt. Herabstürzende Gesteinsmassen der Zwillingstürme trafen am 11. September 2001 auch dieses Hochhaus, beschädigten die Träger, riefen Kurzschlüsse hervor – sieben Stunden nach dem Ende der Zwillingstürme brach das WTC 7 zusammen. Alles also ganz simple Physik und keine Tat von Dunkelmännern. Galt doch der Einsturz dieses Hauses jahrelang als mysteriös oder – vorsichtig formuliert – als erklärungsbedürftig – wie so manches an diesem Schicksalstag.

Der Kennedy-Mord, Lady Diana und der 11. September – das sind Tragödien, die die Stoffe für Katastrophen-Theoretiker bilden, immer aufs neue. Über 50 Bücher, zahllose Zeitungsartikel, Filme und eine unübersehbare Flut von Internet-Beiträgen stricken an den Fragekomplexen: War alles vielleicht ganz anders? Ein Komplott der Geheimdienste?

Teilnahmsloser Präsident

Ein von geheimen Kräften innerhalb der US-Regierung gesteuerter Anschlag gegen die eigene Nation? Dazu die Konstruktionen aus dem Reich von Absurdistan: War nicht alles schon von Nostradamus vorhergesagt oder sogar in der Bibel? Auch der neue Untersuchungsbericht wird dies kaum stoppen. An welchen neuralgischen Punkten entzünden sich Phantasien wie auch ernsthafte Bedenken? Hier ein Überblick.

Wir kennen diese Bilder von Präsident Bush: Er sitzt im Klassenzimmer einer Schule, sein Blick geht ins Leere. Dann flüstert ihm sein Berater Andrew Card etwas ins Ohr. Es ist die Nachricht: “A second plane hit the second tower. America is under attack.“ Bush stellte keine Fragen. Er ordnete nichts an.

Daraus wird man später den Vorwurf stricken: Der US-Präsident wußte schon längst über alles Bescheid.In der Tat blieb Bush noch weitere fünf bis sieben Minuten im Klassenraum sitzen und hörte den Kindern beim Lesen zu. Seine Teilnahmslosigkeit hatte allerdings einen Grund: Sein Pressesprecher Ari Fleischer hielt ihm ein Blatt Papier entgegen: „Don’t say anything yet.“

Warum kein Abschuß?

Dann stand er auf, lobte die Kinder und ging hinaus. In einem Nebenraum ließ er sich über die Einzelheiten informieren. Karl Rove, ein weiterer Berater des Präsidenten, sagte später: „Der Präsident hat für eine oder zwei Sekunden darüber nachgedacht, aufzustehen und den Raum zu verlassen. Aber die Übung war ohnehin fast zu Ende, und er wollte die Kinder nicht beunruhigen.“

Bush selbst sagte der Untersuchungskommission später, er habe sich zur Ruhe gezwungen, weil er seinen Landsleuten in der Krise keinen aufgeregten Präsidenten zeigen wollte.

Die mächtige Flugabwehr der USA hatte nach dem Ende des Kalten Krieges die Zahl ihrer Maschinen reduziert. So verfügte die Flugabwehr in dem zuständigen Sektor nur über zwei einsatzfähige Abfangjäger. Dazu war die Kommunikationskette bürokratisch. Zum Teil auch aus verständlichen Gründen: denn man ging von einer möglichen Erpressung durch Entführer aus. Und dachte daher, man habe genug Zeit für Verhandlungen.

Die Treffer im WTC

Im Abschlußbericht der Untersuchungskommission heißt es daher voller Selbstkritik: „Die Verteidigung des Luftraums wurde nicht in Übereinstimmung mit den bestehenden Plänen und der Ausbildung vollzogen. Es wurde von Zivilisten improvisiert, die noch nie mit einem entführten Flugzeug zu tun hatten und von Militärs, die völlig unvorbereitet darauf waren, daß Zivilflugzeuge in Massenvernichtungswaffen umgewandelt werden.“

Das Welthandelszentrum liegt direkt an der Küste, ist weithin sichtbar. Die Attentäter hatten zunächst den  Washingtoner Reagan National Airport als Ziel in den Bordcomputer eingegeben, das geht aus den Aufzeichnungen des Flugdatenschreibers hervor. Knapp neun Minuten vor dem Einschlag schalteten sie den Autopiloten aus.

Es folgte der Anflug auf Sicht. Dazu mußten sie nur Steuerknüppel und Schubregler bedienen. Fünf Meilen vor dem Ziel steuerten sie eine 330 Grad-Kurve und ließen dann die Maschine mehr oder weniger kontrolliert abstürzen, um das World Trade Center irgendwo zu treffen. Dieses letzte Manöver läßt sich an einem Flugsimulator-Programm am PC trainieren.

Telefongespräche während Flug UA 93

Daß der Nordturm 29 Minuten länger stehenblieb als der Südturm, obwohl der 17 Minuten später getroffen worden war, hat zwei Ursachen: Flug 11 der American Airlines schlug 16 Stockwerke weiter oben ein, so daß eine geringere Last auf den beschädigten Stockwerken lag. Zweitens flog das Flugzeug langsamer und zerstörte deshalb weniger.

Zehn Passagiere und zwei Crew-Mitglieder führten Telefongespräche von Bord des Fluges UA 93 aus, bevor die Boeing 757 auf einem Feld bei Shanksville in Pennsylvania zerschellte. Es entstand das Gerücht, die Anrufe seien gefälscht und die Stimmen der Anrufer imitiert worden.

Tatsächlich ist ein Handy-Telefonat aus großer Höhe schwierig. Die Frage, ob eine Verbindung zustande kommt, hängt von mehreren Faktoren ab: Die Chancen steigen, wenn sich die Maschine über einer Stadt oder über einem Sender befindet; wenn das Flugzeug relativ langsam oder relativ niedrig fliegt – jedenfalls bei modernen Handys.

Für fachmännische Sprengung riesiger Aufwand

Ältere Telefone funktionieren häufig bis zu einer Höhe von 15 000 Metern. Diese (dem deutschen C-Netz vergleichbar) waren in den USA viel länger in Gebrauch als in Europa.Zudem wurden die Telefonate von Flug UA 93 nur zum Teil über private Handys geführt. Die Passagiere benutzten meist die Telefone der Fluggesellschaft, die in die Sitze eingebaut waren.

Bis heute hält sich die Behauptung, daß die Zwillingstürme nicht allein aufgrund der Brandschäden kollabiert seien – die Gebäude müßten gesprengt worden sein. Tatsächlich gibt es in den Fernsehaufnahmen vom Einsturz kleine Explosionen zu entdecken.

Der Untersuchungsbericht des National Institute of Standards and Technology lieferte 2005 eine Erklärung für die Explosionen: Die Flugzeugtrümmer hätten die Versorgungsschächte im Innern der Türme aufgeschlitzt und so die Voraussetzung geschaffen, daß sich das Kerosin schnell überall in den Gebäuden verteilen konnte – wo das Kerosin auf eine Zündquelle traf, gab es Explosionen.

Davon abgesehen: Um zwei Gebäude von der Größe der Zwillingstürme fachmännisch für eine Sprengung vorzubereiten, ist ein riesiger Aufwand erforderlich. Und da soll jeder der Beteiligten für immer schweigen?

Pentagon-Einschlag

Im Jahr 2002 kam die These auf, beim Angriff auf das Pentagon habe es überhaupt kein Flugzeug gegeben. Die Schäden an der Gebäudefront seien zu schmal für die Spannweite einer Boeing. Das Loch, das die Boeing 757 in die Fassade riß, war etwa 10 Meter kleiner als die Boeing breit war. So kam auch die Spekulation auf, eine Cruise Missile sei ins Pentagon gelenkt worden.

Denn da war ja noch ein rundes 3,5 Meter breites Loch in der Wand – wie nach einem Raketeneinschlag. Anders als in New York gab es bis zum Mai 2006 nur Standfotos (eins pro Sekunde) einer Parkplatzkamera von dem Einschlag. Erst als der Prozeß gegen Zacarias Moussaoui begann, wurde ein Videoband freigegeben, das ein Flugzeug erahnen läßt.

Wichtiger sind aber andere Tatortfotos, die eindeutig Teile einer Boeing zeigen sowie Hunderte von Augenzeugen. Sie hatten Anflug und Aufprall des Flugzeugs gesehen, sogar dessen Kennzeichnung und Passagiere in den Fenstern. Das kleinere Loch stammt von einem der Landungsräder. Zwei Passagiere hatten aus dem Flugzeug mit ihren Angehörigen telefoniert.

„No airplane“ bei Shanksville?

Bis auf fünf wurden alle 189 Opfer eindeutig genetisch identifiziert. Mittlerweile lehnen sogar Verschwörungstheoretiker diese These ab – sie sei eine Ablenkung von den wahren Tätern und gehöre zu einer Desinformationskampagne der Geheimdienste.

Der Krater an der Absturzstelle bei Shanksville ist erstaunlich klein, größere Trümmer und Leichen sind auf Fotos praktisch nicht erkennbar. Noch heute wird der Bürgermeister des Ortes mit dem Satz zitiert, er habe an der Absturzstelle kein Flugzeug gesehen.

Doch was sagte Bürgermeister Ernie Stull von der Gemeinde Shanksville genau? Der Mann: „Meine Aussagen wurden vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen. Natürlich gab es ein Flugzeug, es war nach der Explosion nur nicht mehr viel davon übrig. So habe ich „no airplane“ gemeint. Ich habe doch selbst die Trümmerteile gesehen, sogar eines der Triebwerke, das im Gebüsch lag.“

13 Tage, um alle Trümmer zu bergen

Der Bürgermeister hatte übrigens nur gesagt, von dem Flugzeug sei praktisch nichts übrig geblieben, aber nicht, daß es gar kein Flugzeug gegeben habe. Außerdem gibt es Zeugen. Eric Peterson, so heißt einer, beobachtete den Jet, bis er hinter einem Hügel verschwand. Dann stieg ein Feuerball auf.

Peterson raste mit seinem Geländewagen hin und sah nur noch „brennende Einschlagkrater“. In den Ästen der umstehenden Bäume „hingen Kleidungsstücke“. Die Beweise für den Flugzeugabsturz lagen so zahlreich herum, daß FBI-Mitarbeiter 13 Tage lang brauchten, um die Trümmer zu bergen.

Die Fotos von Trümmerstücken waren Beweismittel im Moussaoui-Prozess. Auch Leichenteile waren vorhanden, sie konnten per DNS-Analyse identifiziert werden.

Mal der Mossad, mal die Saudis

Die Anschläge wurde von Anfang an auch von extremen politischen Positionen funktionalisiert. Im arabischen Raum hieß es schon sehr früh, der israelische Geheimdienst Mossad als auch der CIA steckten dahinter. Die Aktion sei Teil einer jüdischen Weltverschwörung. Bin Laden und El Kaida seien also unschuldig. Bush und seine Hintermänner hätten alles nur angezettelt, um einen Grund für den Irak-Krieg in die Hand zu bekommen.

Andere Lesarten sehen das saudische Königshaus als Drahtzieher – was natürlich mit der jüdischen Weltverschwörung kaum kompatibel wäre. Die Verschwörungsgurus übersehen oft, daß umfangreiche Konspiration Mitwisser erfordert. Einer von denen packt über kurz oder lang aus. Werden sie mit diesem Argument konfrontiert, heißt es dann, die Mitwisser seien umgebracht worden.

Fazit: Verschwörungstheoretiker sind nie um Erklärungen verlegen, und Psychologen raten von Diskussionen ab. Mit Fakten sei denen nicht beizukommen. Fast noch lohnenswerter ist dann eine Diskussion auf der Meta-Ebene: Warum gibt es überhaupt Verschwörungstheorien und welche „Nachfrage“ befriedigen sie?

Eine Handvoll entschlossener junger Männer

Im konkreten Fall argumentieren Sozialpsychologen etwa so: Eine Handvoll Männer richtet einen derartig immensen materiellen Schaden an und verursacht ein derartiges Trauma. Das ist schon fast zu banal: Eine Katastrophe von derartigem Ausmaß postuliert förmlich eine entsprechend spektakuläre Ursache. Das leisten eben die Verschwörungstheorien.

Denn erinnern wir uns: Es war eine Handvoll entschlossener Männer. Sie hatten nur ein paar Stunden Flugerfahrung, waren mit Teppichmessern „bewaffnet“. Doch ihnen gelang der größte Terrorakt der Geschichte. Technisch perfekt und spektakulär inszeniert rasten sie mit zwei Linienjets im Abstand von wenigen Minuten in die Doppeltürme des World Trade Center in Manhattan.

Dies brachte die Supermacht Nr. 1 ins Trudeln. Ihre Unverwundbarkeit, ihre Unbesiegbarkeit wurden als Legenden entlarvt. Ein Trauma, das lange, sehr lange nachwirken wird.

Unabhängiger Untersuchungsausschuß gefordert

Die offiziellen US-Berichte haben viele Schlampereien festgestellt und nicht alle Fragen ausgeräumt. Daher fordert eine Gruppe von hochrangigen Persönlichkeiten aus den USA und Deutschland einen neuen unabhängigen und unparteiischen Untersuchungsausschuß.

Dort gehören zu den Kritikern Senatoren, Kongreßabgeordnete, Generäle – insgesamt 130 hochrangige Militär-, Geheimdienst-, Justiz- und Regierungsmitarbeiter, dazu 120 Piloten und Luftsachverständige. In Deutschland gehören unter anderem Andreas von Bülow (Ex-Forschungsminister) und Horst Ehmke, der frühere Bundesjustizminister dazu.

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