HAMBURG. Die Aufnahme des früheren AfD-Fraktionsvorsitzenden Jörn Kruse in die CDU hat im Landesverband Hamburg für heftigen Streit gesorgt. Parteichef Christoph Ploß steht massiv in der Kritik, weil er die Personalie praktisch im Alleingang entschied. Nun keilt er aus: „Die AfD gehört auf den Scheiterhaufen der Geschichte.“
Ploß hatte den 73jährigen Kruse, der einst die die AfD-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft führte und 2018 aus der Partei austrat, ohne Absprache mit dem übrigen Landesvorstand aufgenommen. Den Eintritt hatte der von Ploß geleitete Kreisverband Nord bewilligt. Doch so etwas soll es künftig nicht mehr geben, beschloß der CDU-Landesvorstand am Montagabend – eine Backpfeife für Ploß. Der 37jährige kam gemessen an den vorausgegangenen Gerüchten um Rücktrittsforderungen damit allerdings noch glimpflich davon.
Ploß: „Schwelle zum Extremismus überschritten“
Die Kritik aus den übrigen Kreisverbänden war heftig. Selbst Hamburgs CDU-Fraktionschef Dennis Thering hatte sich von Ploß distanziert. Zuvor galten die beiden als enge Weggefährten. „In Zukunft wird in solchen heiklen Personalfragen der Landesvorstand beteiligt werden“, sagte Thering nach der Krisensitzung. Das sei einstimmig beschlossen worden.
Ploß grenzte sich mit scharfen Worten von der früheren Partei seines neuen Mitglieds ab: „Die AfD ist und bleibt eine rechtsextreme Partei, mit der es für die CDU keinerlei Zusammenarbeit geben kann. Die AfD gehört auf den Scheiterhaufen der Geschichte.“ Wenn eine Partei vom Verfassungsschutz beobachtet werde, müsse jedoch klar sein, „daß die Schwelle zum Extremismus überschritten ist. Wer selbst heute noch Mandate in der AfD bekleidet, paßt nicht zur Rechtsstaatspartei CDU.“
Der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Kruse lehrte als Professor an an der Universität Hamburg, am California Institute of Technology in Pasadena, an der Universität Hohenheim in Stuttgart und zuletzt an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg. (fh)