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Gewaltkriminalität: Der lange Weg zum Wiederaufbau

Gewaltkriminalität: Der lange Weg zum Wiederaufbau

Gewaltkriminalität: Der lange Weg zum Wiederaufbau

Gewaltkriminalität
 

Der lange Weg zum Wiederaufbau

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Vor 40 Jahren wurde die Kriegsruine der 1733 bis 1735 von König Friedrich Wilhelm I. errichteten barocken Potsdamer Garnisonkirche von Experten des Autobahnkombinats Magdeburg gesprengt. Die Vernichtung des berühmtes Baudenkmals, welches die Silhouette des alten Potsdam geprägt hatte, erfolgte auf Weisung der SED. Wirkungsvollen politischen Widerstand gab es unter dem Druck der Verhältnisse damals nicht.

Nun soll am 23. Juni, dem Jahrestag des Zerstörungsakts, in Potsdam eine unter staatlichem Schirm stehende kirchliche Stiftung für den Wiederaufbau der Garnisonkirche gegründet werden. Ein umfangreiches Festprogramm soll die Bedeutung des Aktes für die Stadt Potsdam als Weltkulturerbe, das Land Brandenburg und die evangelische Landeskirche hervorheben.

Auf dem Vorplatz am Langen Stall, nahe dem ehemaligen Standort der Kirche, findet zunächst ein Gedenkgottesdienst statt, anschließend unterzeichnen Landesbischof Wolfgang Huber, Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzek, Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (alle SPD) und Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) sowie Vertreter der Potsdamer Kirche und der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam die Stiftungssatzung.

Rücklagen in Höhe von 5,6 Millionen Euro

Der tiefgehende Streit zwischen der früh aktiven und finanziell erfolgreichen  Initiatorin des Wiederaufbaugedankens, der Stiftung Preußisches Kulturerbe (SPKE), welche aus der Anfang der achtziger Jahre von Soldaten der Bundeswehr gegründeten Initiative Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel  hervorgegangen ist, sowie der Stadt Potsdam und der evangelischen Landeskirche erscheint bei aller Festtagsstimmung keineswegs bereinigt.

Die konservative SPKE, welche eine Rücklage in Höhe von mittlerweile 5,6 Millionen Euro für den Wiederaufbau gebildet hat, verweigert immer noch die Bereitstellung der Mittel, weil sie sich massiv unter Druck gesetzt fühlt und eine erneute politische Aufladung des von ihr für eine rein gottesdienstliche Nutzung vorgesehenen Bauwerkes befürchtet. Diese Sorge erscheint nicht unbegründet, beschlossen die Potsdamer Stadtverordneten doch noch am 7. Mai auf Initiative der Linkspartei, daß zunächst lediglich der Turm aufgebaut werden dürfe.

Der Wiederaufbau des Kirchenschiffs sei „künftigen Generationen“ vorbehalten. Die Stadt will also den Wiederaufbau verzögern. Vor allem wünsche man in der von SPD und Linken dominierten Stadtverordnetenversammlung aber, den Kirchenbau unbedingt als Gedenk- und Begegnungsstätte zu nutzen. Hier sollte ja auch nach dem Willen der evangelischen Kirche eine Art Stätte der Völkerverständigung entstehen.

Der Oberbürgermeister ist von der Linkspartei abhängig

So würde an diesem geschichtsträchtigen Ort nicht nur des militärischen Widerstands vom 20. Juli aus den Reihen der Potsdamer Regimenter, sondern des „von Potsdam ausgehenden Widerstandes gegen die nationalsozialistische Diktatur in seiner ganzen Breite“ gedacht werden. Dies hieße wohl auch, Kommunisten und andere Gegner des NS-Staates zu ehren.
 
Der Potsdamer Oberbürgermeister Jakobs, ein Befürworter des schnellstmöglichen und vollständigen Wiederaufbaus, als politisch von der Linken abhängiger OB um Moderation bemüht, stellte sich im Mai noch kleinmütig hinter diese Vorstellungen der Stadtverordneten. Von einer derartigen Aufladung des Neubaus möchte aber die SPKE nichts wissen.

Die Stiftung lehnt jede politische Nutzung der künftigen Garnisonkirche ab. In den Versuchen, letztere schon jetzt gewissermaßen zweckzuentfremden, sieht auch der Ratsvorsitzende der Stiftung, Max  Klaar, eine „rückwärtsgerichtete Politisierung des Wiederaufbauvorhabens“. Der Blick sei ausschließlich nach vorn gewandt. Zugleich zeigte sich die Stiftung aber an einer Mitwirkung interessiert, um in Übereinstimmung mit der eigenen Satzung den kompletten Aufbau der Kirche durch Gelder zu unterstützen.

„Coventry-Kreuz“ ist offenbar vom Tisch

Unabhängig von einem nun erwarteten und mittlerweile politisch doch wieder gewollten Zusammenwirken der Stiftungen nach dem 23. Juni finanziert die SPKE bis 2009 aus weiteren Spenden diverse Projekte zur Erhaltung und Restaurierung preußischer Denkmale, so etwa Arbeiten an der Potsdamer Nikolaikirche, eine Dachfigur auf dem neu zu errichtenden Potsdamer Stadtschloß, die Neuaufstellung eines der Schadowschen Generalsstandbilder auf dem neuerstandenen Zietenplatz in Berlin-Mitte.

Die Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam e. V., welcher auch Schönbohm angehört, hat demgegenüber bisher größte Schwierigkeiten, Spenden in der Bevölkerung aufzutun. Ihr gesammeltes Spendenaufkommen beläuft sich auf etwa 300.000 Euro. Auch dieser Umstand wird ein Grund für die Gründung der kirchlichen Stiftung sein, wo zugleich staatliche Schirmherrschaft und Fördermittel zu erwarten sein werden.

Auch in die Annäherung zwischen Kirche und der SPKE scheint zumindest etwas Bewegung zu kommen: Die historische Bekrönung des Kirchenturms soll wiedererstehen, auf eine Montage des sogenannten „Coventry-Kreuzes“ als Zeichen der Zugehörigkeit zur internationalen, pazifistisch motivierten Nagelkreuzbewegung verzichtet werden. Ein Zusammenhang zwischen der hohen Stiftungsrücklage für den Wiederaufbau und Kompromißbereitschaft seitens der Kirche ist evident.

Ein ruhiger Festakt zur Gründung der neuen kirchlichen Stiftung ist indes nicht zu erwarten. Linksextremisten in Potsdam haben als Gegner jeglichen Aufbaus bereits für den Tag des Festakts und des Jubiläums der Sprengung eine Störaktion vor Ort angekündigt. Als „Flaggschiff der Preußenrenaissance“, so heißt es in einem anonymen Aufruf im Internet, sehe man das Vorhaben des Aufbaues der Garnisonkirche. Es wäre nicht die erste Veranstaltung dieser Art in Potsdam unter dem Motto „Preußen war, ist und bleibt Scheiße“.

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Marc Jongen, ESN Fraktion
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