Fritz Schenk war eine publizistische Spätberufung. Erst mit 41 Jahren – nach einem wechselvollen politischen Leben zwischen Ost und West, zwischen den Parteien und ihren Zeitgeistströmungen – fand er seine volle journalistische Profession, sodann aber gleich in der Gestaltung eines politischen TV-Magazins von nationaler Reichweite. Was er aus seiner gesamtdeutschen Biographie mitbrachte, schuf Identifikation und zugleich Polarisierung in der deutschen Mediengesellschaft: Identifikation und Anhängerschaft bei denen, die seine Erfahrungen aus der Innenansicht des totalitären DDR-Getriebes teilten – nicht nur intellektuell, sondern weithin als Opfer. Polarisierung schürte dies in einem westdeutschen Meinungsklima, in dem das Darüberhinwegsehen zur ebenso bequemlichen wie doktrinären Political Correctness geworden war. Insofern war der beredte Mahner ein Störer – auch des in seinem Sender aufkommenden Denkens in Zuschauerquoten. Daß indes Schenks Reichweitenwirkung über seine Bildschirmzeit hinausging, ja bis zu seinem Tode mit 76 Jahren anhielt, dokumentiert, wie dringend seine Stimme in Deutschland weiter gebraucht wurde. Das ist der Nach-Ruf, der am meisten zählt. Heinz Klaus Mertes war TV-Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks und moderierte das ARD-Magazin „Report München“. 1993 wechselte er als Programmdirektor zu Sat1. Heute arbeitet er als freier Journalist, Produzent und Kommunikationsberater „An der ‚Einzigartigkeit‘ deutscher Verbrechen darf eben nicht gerüttelt werden, selbst wenn dadurch historische Fakten unterdrückt und verfälscht werden.“ Fritz Schenk Anfang August 2004 in seiner ersten JF-Kolumne „Die Woche“ über die Auswüchse der Political Correctness