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Disziplinierung

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Das sogenannte mediale Sommerloch bietet jährlich die Gelegenheit, einige Probleme ausführlicher als sonst möglich zu diskutieren. Dazu gehören in diesem Jahr neben den Dauerthemen Gesundheitsreform, Dosenpfand und Bundesbahnfahrpreise Auseinandersetzungen in und mit der katholischen Kirche. Sie begannen im Mai/Juni mit den Kontroversen um das gemeinsame Abendmahl anläßlich des sogenannten ökumenischen Kirchetages, sie setzten sich im Juli fort mit den Reaktionen auf die Suspendierung des katholischen Theologieprofessors Gotthold Hasenhüttl wegen seiner demonstrativen Missachtung eines päpstlichen Rundschreibens zum gemeinsamen Abendmahl und sie erreichten ihren vorläufigen Höhepunkt im August mit der Aufregung um die Erklärung der Glaubenskongregation zur Homo-Ehe. Die Erklärungen der katholischen Kirche enthielten keine grundsätzlichen Neuigkeiten. Sie erinnerten lediglich angesichts der auch in der katholischen Kirche um sich greifenden Verwirrung, wie sie zum Beispiel vor, während und nach dem ökumenischen Kirchentag offenkundig geworden ist, an einige Grundsätze der katholischen Kirche, insbesondere im Blick auf Jugendliche, Protestanten und religiöse Schwarmgeister aller Art. Was spricht gegen eine derartige klare Standortbestimmung? Jeder einigermaßen funktionierende Verein in Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport, erinnern sich selbst und die Öffentlichkeit an ihre Leitlinien, Vereinsregeln und Geschäftsbedingungen im Interesse der Corporate identity und ahnden selbstverständlich Verstöße und erst recht provozierende Missachtung. Wie anders sollten sonst Glaubwürdigkeit, Rechtssicherheit und zuverlässige Orientierung vermittelt werden? Was würde man von einer Autofirma halten, deren Manager Werbung für die Konkurrenz machen. Den überzeugendsten Beweis, wie streng Regelverletzungen in Gesellschaft und Politik sonst geahndet werden, liefert die gegenwärtige Kampagne selbst. Das ist auch ihr eigentlicher Sinn. Sie richtet sich also weniger gegen die katholische Kirche; sie dient vor allem der Disziplinierung unserer öffentlichen Meinung im Sinne der „linken Leitkultur“, die bekanntlich nicht auf Überzeugung oder wenigstens Tolerierung abweichender Meinungen abzielt. So auch in diesem Falle. Die klägliche Argumentation und ihre advokatorische Tonart lassen jedenfalls keine Bereitschaft zu einem Dialog erkennen. Aber auch das ist ja eine wichtige Erkenntnis. Prof. Dr. Klaus Motschmann lehrte Politikwissenschaft an der Hochschule der Künste in Berlin.

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