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Deutsche Schulen sind besser als ihr Ruf

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Die Probleme an Deutschlands Schulen beginnen offenbar erst nach der vierten Klasse. Dieses fast einhellige Urteil fällten bundesdeutsche Bildungspolitiker in der vergangenen Woche nach Veröffentlichung der Ergebnisse der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu). Während die Pisa-Studie bei den 15-jährigen Schülern aus Deutschland im internationalen Vergleich erhebliche Defizite nachwies, stellt die Iglu-Untersuchung den Zehnjährigen ein erheblich besseres Zeugnis aus. Die Iglu-Studie zeigt ein hohes Kompetenzniveau deutscher Grundschüler bei literarischen Texten und Sachtexten. Der Erhebung zufolge können 98,7 Prozent der deutschen Schüler am Ende der vierten Klasse in befriedigendem Maße Wörter entschlüsseln. 89,7 Prozent der Schülerschaft ist in der Lage, angegebene Sachverhalte aus Sätzen oder einer kleineren Textpassage zu erschließen. Für die Iglu-Studie wurden bundesweit die Fähigkeiten von 10.571 Schülern aus 246 Schulen überprüft. Die besten Ergebnisse bei der Iglu-Studie erreichten im internationalen Vergleich Schweden, die Niederlande und England. Etwas bessere Ergebnisse als Deutschland erzielten auch Bulgarien, Lettland, Kanada, Litauen, Ungarn, USA und Italien. Finnland, dessen Schüler bei der Pisa-Studie besonders gut abgeschnitten hatten, nahm an dieser Studie nicht teil. Zum Ende der vierten Jahrgangsstufe erreichen Kinder in Deutschland beim Leseverständnis ein Kompetenzniveau, das einem Vergleich mit europäischen Nachbarländern durchaus standhalten könne, heißt es in der Untersuchung. Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) sagte, die Studie habe bewiesen, daß es „eine Fiktion“ sei, das dreigliedrige Schulsystem aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium für besonders leistungsfördernd zu halten. International sei nun eindeutig belegt, daß die gemeinsame Schulzeit aller Kinder „auf sechs bis acht Jahre ausgeweitet“ werden könne. Dieser Forderung schlossen sich Vertreter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) an. Die GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange sagte, längeres gemeinsames Lernen über die vierte Klasse hinaus „wäre scherlich ein Erfolgsrezept“. Das gemeinsame Lernen führe zu „weniger Brüchen in der Bildungsbiographie von Kindern“. Die Grundschulen seien gut darauf eingestellt, die Kinder individuell zu fördern. Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Ernst-Dieter Rossmann erklärte: „Das deutsche Bildungssystem ist besser als sein Ruf, jedenfalls solange es Schüler nicht nach vermeintlichen Leistungskriterien selektiert.“ Die bildungspolitische Sprecherin der Unions-Fraktion, Katherina Reiche, äußerte sich hingegen kritisch zu den Ergebnissen der Studie. Deutschland dürfe sich nicht auf vermeintlichen Lorbeeren ausruhen, erklärte die CDU-Politikerin. Der Leiter des deutschen Teils der Iglu-Studie, Wilfried Bos, sagte: „In Deutschland ist das große Problem die Sekundarstufe I“. Die Stärken des Grundschulunterrichts lägen vermutlich darin, daß dort fachübergreifend und experimenteller als in der Unter- und Mittelstufe gelehrt werde. Der Erfolg der Zehnjährigen bei der Iglu-Studie sei vor allem erstaunlich, weil die Grundschulen im internationalen Vergleich unterfinanziert seien.

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