Das Leben und Arbeiten der Angehörigen der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des MfS war streng abgeschirmt und reglementiert. Einer hatte diese Isolation nicht mehr ausgehalten und wollte ausbrechen: der Volkswirtschaftler und frühere Assistent an der Humboldt-Universität zu Berlin Werner Teske. Die Stasi hatte den an einer Habilitation Interessierten mit dem Versprechen Anfang der 1970er Jahre gelockt, er könne seine wissenschaftliche Laufbahn auch in ihren Reihen später fortsetzen. Statt dessen beließ man Teske dauerhaft in der Bürokratie der HVA. Da man bei der Stasi nicht einfach „kündigen“ konnte, verzweifelte der Sonderling bald. Sein damaliger Vorgesetzter, Werner Stiller, will Teskes seltsame Verschlossenheit schon früh als auffällig erkannt haben. Schlampiger Dienst, Unterschlagungen von Devisen kennzeichneten dessen weiteren Weg. Irgendwann entschloß er sich, zu einem günstigen Zeitpunkt mit brisanten, von ihm illegal aus der HVA ausgeschleusten Unterlagen, in den Westen zu fliehen. Als aber Stiller im Januar 1979 überraschend selbst diesen Schritt tut, sind Teskes eigene Pläne vereitelt, bald fliegt er auf. In seiner Not gesteht er alles, wie das erhalten gebliebene Tonbandprotokoll des geheimen Prozesses gegen ihn im Jahre 1981 belegt. Aber auch das Geständnis Teskes über seine „Vorbereitungen zu Hochverrat und Fahnenflucht“ rettete ihn nicht. Sein Todesurteil, das letzte in Deutschland, hatte schon vor Prozeßeröffnung festgestanden. Er mußte wohl auch stellvertretend für den im Westen untergetauchten Werner Stiller sterben, dessen Stasi-Chef Erich Mielke nicht habhaft wurde. Am 26. Juni 1981 wurde Teske in einem Leipziger Gefängnis hinterrrücks durch Genickschuß hingerichtet, was bis zum Ende der DDR vor seiner Familie, die flugs eine neue Identität annehmen mußte, und auch in der HVA geheimgehalten wurde.