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Eine gute Regie ist Gold wert

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Cato, Palmer, Exklusiv

Die bösen Erwartungen überwiegen, wenn die zweite Verfilmung von Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker „Der Räuber Hotzenplotz“ angekündigt wird. Daß ein relativ werkgetreuer Film aus den Sechzigern mit Gert Fröbe in der Hauptrolle bereits vorliegt, bekräftigt nur den Verdacht, jemand habe nun die Zeit gekommen sehen, den biederen Stoff einmal gründlich zu modernisieren: Kasperl und Seppl daddelnd vor der Playstation etwa, die dann cool die Basecaps zurechtrücken, um gemeinsam mit einem abgefahrenen Bullen einen krassen Freak dingfest zu machen. Oder so ähnlich. Solche Befürchtung ist ja mitnichten aus der Luft gegriffen. In den letzten Jahren ist allerlei Klassikerstoff die große Leinwand entlanggeflimmert, bei dessen Aktualisierung publikumswirksam darauf Wert gelegt wurde, nostalgische Infantilisierungsbedürfnisse gefühlt „Junggebliebener“ durch eine Melange aus Herrenwitz und kindlichem Inhalt zu befriedigen. Otto Waalkes „Sieben Zwerge“ stellten nur einen der Tiefpunkte solch bedauernswerter All-Age-Comedy dar. Preußler wachte darüber, daß seine Poesie nicht verlorenging Aber gut: Otfried Preußler lebt ja, und man kennt den Rechteinhaber als vernunftbegabten, gar konservativen Menschen. Preußler legte ausdrücklich Wert darauf, daß die Poesie seiner Vorlage nicht verlorengehen dürfe. Darum konnte am Ende nicht allzuviel schiefgehen. Im Gegenteil, es ist hier wie so oft beim Vorlesen der besten Kinderbücher: Die eigene Stimme wird müder, der Geist will abweichen, während die Spannung beim intendierten Publikum steigt und abermals „noch ein Kapitel!“ gefordert wird. Armin Rohde als Hotzenplotz mit Riesenhut und Riesennase in der Totale – dies als Eingangssequenz; das nennt man einen kindgerechten Grusel. Während Hotzenplotz der Großmutter (Christiane Hörbiger) deren geliebte Kaffeemühle raubt, vergnügen sich der flinke Kasperl (großartig gespielt vom 15jährigen Manuel Stührk) und der immer etwas begriffsstutzige Seppl (Manuel Steitz) auf einer sommerlichen Wiese beim Äpfelpflücken. Sie finden die Großmutter nach deren Hilferuf (freilich erst nach dem äußerst mühsam ausgeführten Räuberbefehl „Zählen bis 999!“) dann ohnmächtig auf und versprechen dem zugleich herbeigeeilten Wachtmeister Dimpfelmoser (Piet Klocke) tatkräftige Hilfe bei der Aufklärung des Falles. Was folgt, sollte bekannt sein: Kasperl und Seppl locken den grimmigen Räuber mittels einer löcherigen Sandkiste mit großer „Gold!“-Aufschrift aus seinem Wald-und Wiesen-Versteck und gehen dann selbst der Tücke des Bösewichts auf den Leim. So schmachtet schließlich Seppl alias Kasperl (man hat ja zur Täuschung die Kopfbedeckungen ausgetauscht) in der Räuberhöhle, während der tatsächliche Kasperl, der nun den tumben Seppl gibt, an den gefährlichen Zauberer Zwackelmann (hinreißend: Rufus Beck) als Arbeitssklave verschachert wird und in dessen Schloßkeller die in eine Kröte verzauberte Fee Amaryllis antrifft. Die später entzauberte Kröte übrigens erweist sich als einziger Fehlentwurf. Die dralle Barbara Schöneberger gibt hier die – wohl ironisch gebrochene – barbiehafte Fee, hölzern und selbstreferentiell ihr Spiel. Ins Geschehen adaptiert wurden zudem Personal und Handlungsstränge, die erst im zweiten Teil der Hotzenplotz-Trilogie zum Tragen kommen. Dies – die leicht liebeshungrige Hellseherin Frau Schlotterbeck (Katharina Thalbach) und ihr (hier formal unpassend computeranimierter) Krokodackel Wastl – wäre verzichtbar gewesen; es dehnt eine an sich abgerundete Geschichte unnötig aus und schafft unnötige Unübersichtlichkeit: Man staunt, wie inhaltstreu und unbestechlich kleine Zuschauer ihren Hotzenplotz rezipiert haben! Produzent und Drehbuchschreiber Ulrich Limmer hat bereits bei den „Sams“-Filmen mit Regisseur Gernot Roll zusammengearbeitet. Hier ist ihnen ein höchst empfehlenswerter Kinderfilm gelungen. Dieser spielt an anheimelnden Schauplätzen: Während die Landschaftsaufnahmen weitgehend in Tschechien abgedreht wurden, bot das Idyll des fränkischen Seßlach eine zeitlose Kulisse für die kleinstädtische Heimat des Kasperstück-Personals. Foto: Nahezu vereintes Film-Ensemble: Kasperl, Großmutter, Räuber Hotzenplotz, Seppel und Fee Amaryllis Foto: Im Wald: Suche nach dem Unhold

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