Gehen Sie auf eine ‚Zeitreise‘ in die Napoleonische Epoche! Begnügen Sie sich nicht mit der passiven Zuschauerrolle im Kinosessel oder vorm Fernseher, sondern übernehmen Sie den aktiven Part selbst. Diese Erfahrung kann Ihnen das beste Film-epos nicht bieten. Marschieren Sie als Soldat bei ‚Wind und Wetter‘ in nachgestellten Schlachten – etwa in Frankreich, Deutschland oder Belgien – mit. Schulter an Schulter mit Kameraden oder bei Ortsgefechten in Frankreich und auf Elba … Schlafen Sie in einem historischen Zelt auf Stroh mitten im Militärlager, wärmen sich am Lagerfeuer, genießen Sie die Tage in einer anderen Welt.“ Diese werbenden Worte über die Austrian Napoleonic Society (A.N.S.) bringen die Sache auf den Punkt. „Reenactment“, „Living History“ oder einfach gesagt „erlebbare Geschichte“ steht hoch im Kurs und findet immer mehr Anhänger. Anstatt dicke Geschichtsbücher zu studieren, begeben sich immer mehr Menschen lieber auf ihre persönliche Zeitreise und leben die Historie nach. Und man ist erstaunt, wer da so alles seinen Anzug abstreift und in die unterschiedlichsten historischen Gewänder schlüpft. So detailgetreu wie nur irgend möglich „Geschichte ganz erleben“ heißt also die Devise, und so steigen just zu Pfingsten im Osnabrücker Land die Internationalen Römertage. Mehr als 300 Mitwirkende aus acht Nationen werden sich auf dem antiken Schlachtfeld in Kalkriese versammeln, um die legendäre Varusschlacht zwischen Germanen und Römern wiederaufleben zu lassen. Und nicht nur dies. Die Römertage ( www.kalkriese-varusschlacht.de ) haben vieles zu bieten, was vor knapp 2000 Jahren das Leben gestaltete: von der Koch- und Schmiedekunst, der römischen und germanischen Mode bis zu den vielfäl-tigsten militärischen Aktivitäten – alles ist dabei. Als Gäste im Zeitfenster – die „Reenactment“-Szene ist vielfältig – die Preußen von 1813, etwa die „5. Preußische Brigade“ ( www.5-preussische-brigade.de ). Diese hat sich ebenjene Brigade unter Generalmajor von Tippelskirch (1813-15) zum Vorbild genommen und versucht nun so detailgetreu wie irgend möglich das tägliche Leben der napoleonischen Zeit in bürgerlicher Gesellschaft, Garnisonsdienst, Lager und Gefecht nachzustellen. Entsprechend diesen Vorgaben ist alles erfüllt, denn zur Zeit sind eine Linien- und eine Landwehreinheit, freiwillige Jäger sowie ein Ingenieur, Chirurg, Marketenderin, „Soldatenweiber“ und bürgerliche Zivilpersonen bei der 5. preußischen Brigade organisiert. Die Preußische Brigade ist nur eine von vielen Reenactment-Gruppen, die sich mit der napoleonischen Zeit befassen. Denn gerade diese Epoche , die Europa in besonderem Maße prägte, hat es den Geschichtsinteressierten besonders angetan. Organisiert in der Napoleonischen Gesellschaft, dem Internationalen Freundeskreis Lebendige Geschichte ( www.f.-l-g.org ) oder der anfangs erwähnten A.N.S. präsentieren sich u.a. die „Badischen Truppen (1786-1840)“, die „Französische Regimentsartillerie der 22e Demi-Brigade (1789-1815)“, die „Sächsische Brigade (1806-1815)“ oder das „Regiment zu Fuß ‚von Quad zu Wickerath‘ N°9“ (1756-1763). Parallel dazu, aber in eine gänzlich andere Zeit versetzt, stellt der Verein Condottieri Mauriziani 1475 die Söld-nertruppe Kaiser Friedrichs III. von Habsburg im Herzogtum Kärnten zu der Zeit der Türkeneinfälle dar, und die Freien Wikinger Köln e.V. huldigen ihrer martialischen Epoche. Und zum Huldigen und „Geschichte Spielen“ – die ideologische Vereinnahmung für irgendwelche politischen Zielsetzungen wird von allen Gruppen abgelehnt – gibt es viele Möglichkeiten. So das telegen inszenierte amerikanisch-sowjetische Händeschütteln beim „Elbe-Day“ in Torgau (23. April), das „Scharnhorst-fest“ im brandenburgischen Groß-görschen (6. bis 8. Mai), die 190. Wiederkehr von „Waterloo“ (17. bis 19. Juni) und der 200. Jahrestag der „Schlacht von Hollabrunn“ (Niederösterreich) vom 5. bis 7. August 2005. Als absoluter Höhepunkt des Jahres 2005 gilt in der „Reenactment“-Szene allerdings der 200. Jahrestag der „Schlacht von Austerlitz“ (2. bis 4. Dezember). Österreichische Grenadiere der napoleonischen Zeit: Geschichtsereignisse hautnah
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