Hektisches Treiben. Überall Computer und Monitore, Kaffeetassen und ab und an jemand, der eine Kleinigkeit ißt, seinen Rechner jedoch nicht verlassen kann oder möchte. Auf einer großen Tafel werden eigene und gegnerische Verluste dokumentiert, denen jeweils Applaus oder allgemeine Entrüstung folgt. Viele wirken übernächtigt und gestreßt. Das einzige, was zu einer spaßigen Netzwerk-Party fehlte, wären die leeren Pizza-Kartons, Chipstüten und die legere Kleidung, denn in diesem Szenario tragen alle Uniformen oder zumindest Anzüge. So oder so ähnlich wird heutezutage Krieg geführt. Nicht in einem provisorisch errichteten Gefechtsstand, sondern oft Tausende Kilometer entfernt mit sicherem (auch moralischen) Abstand und in Echtzeit. Die moderne Kommunikation macht’s möglich, theoretisch sogar vom Swimmingpool oder der heimischen Küche aus. Soldaten können via Satellitennavigation, -ortung und -sprachverbindung wie in Kriegsspielen auf dem heimischen Rechner lokalisiert und dirigiert werden. Man kann ihnen mitteilen, wo ihre Gegner im zu erstürmenden Gebäude sind und wie viele es davon gibt. Die Soldaten vor Ort tragen kleine Monitore als Visier und können ihre Schußwaffen bequem aus einem Graben abfeuern, da nur ihre MGs dank Stativ und Kamera herauslugen. Diese nennen wir sie mal „abstrakte Kriegsführung“ ist mit all ihren perversen Facetten bei konventionellen und atomaren Lenkwaffen spätestens seit dem letzten Golfkrieg bekannt, neu ist jedoch der „Online-Soldat“, der zumindest den tröstenden Gedanken hat, nicht mehr Kanonenfutter zu sein, sinniert Euer EROL STERN