Bundeswehr-Brigadegeneral Alfred Marstaller ist sich sicher: „Wer bei uns an den Start geht, hat schon gewonnen.“ Er ist Geschäftsführer der Invictus Games 2023 in Düsseldorf. ,, heißt „unbesiegt“, und genau darum geht es: sich durch ein schweres Trauma nicht unterkriegen zu lassen, sondern sich ein neues Ziel zu setzen und mit Kampfgeist den Schicksalsschlag zu überwinden.
Idee und Event gehen auf den britischen Prinzen Harry zurück. Auf dem Rückflug von seinem ersten Afghanistan-Einsatz in der britischen Armee 2007 waren auch drei Schwerverwundete an Bord, die Opfer von Sprengfallen geworden waren. Jahre später traf er auf eine Gruppe Idealisten, die für versehrte Soldaten im kleineren Kreis sportliche „Warrior Games“ veranstaltete. Deren Enthusiasmus begeisterte Harry und er beschloß, den Ansatz größer aufzuziehen. 2014 war es soweit: Die Invictus-Kriegsversehrten-Olympiade fand erstmals als Großveranstaltung in London statt.
„Everyone is here and the world is watching.“
Have you watched #HeartofInvictus yet on @netflix?
Take a sneak peak at the preparations that the Invictus nations go through before competing at an #InvictusGames. #WeAreInvictus 💛🖤 pic.twitter.com/0egRlB7qGE
— Invictus Games Foundation 💛🖤+💜 (@WeAreInvictus) August 30, 2023
In diesem Jahr kommt das Ereignis erstmals nach Deutschland: Vom 9. bis 16. September treffen sich die verwundeten Veteranen in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena am Rheinufer. Der Austragungsort bietet Platz für über 50.000 Zuschauer. Erstmalig wird die Veranstaltung nicht nur von Streitkräften, sondern auch von einer Stadtverwaltung ausgerichtet: Offizielle Gastgeber sind die Bundeswehr und die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt. Präsentiert wird der Cup vom Boeing-Konzern. Der US-Flugzeugbauer beschäftigt zahlreiche ehemalige Militärangehörige und bietet auch Programme zur Wiedereingliederung versehrter Soldaten in die Arbeitswelt. Zudem unterstützt der Düsseldorfer American Football-Club „Rhein Fire“ die Invictus Games als Partner.
„Sport ist der beste Weg, um die Genesung zu unterstützen“
Die ca. 500 Athletinnen und Athleten aus 21 Nationen messen sich in zehn Disziplinen, von Rollstuhl-Rugby bis Radfahren, von Schwimmen bis Bogenschießen. Neu in diesem Jahr: Tischtennis als Turniersport. Seit 2019 arbeitet das Projektteam aus Bundeswehroffizieren und Eventmanagern an der Organisation der Spiele. Die Teilnehmer kommen unter anderem aus ganz Europa, Australien, Israel, Jordanien, Kolumbien, Neuseeland, Südkorea, den USA und Kanada.
„Sport ist der beste Weg, um die Genesung zu unterstützen“, sagen die Veranstalter und erklären die einfache Prämisse: „Setz’ dir ein Ziel, schalte alle negativen Gedanken aus, konzentriere dich auf die aktuelle Herausforderung und lerne, dafür deinen Körper optimal einzusetzen.“ Allerdings leiden nicht wenige Wettkämpfer auch an unsichtbaren Verwundungen wie Posttraumatischen Belastungsstörungen. Bestimmte Reize wie Kindergeschrei lösen „Flashbacks“ aus, in denen die Betroffenen wieder in erlebte Extremsituationen zurückfallen. Das kann im Alltag durchaus stark beeinträchtigend sein.
Die Invictus Games helfen bei der Heilung
Doch der sportliche Wettbewerb fördert nicht nur Heilung und Rehabilitation sowie das eigene Selbstwertgefühl. Er macht das Schicksal von Soldaten sichtbar, die bei ihrem Einsatz mit ihrer Unversehrtheit bezahlen mußten. Das fordert Respekt für das Dienen und die öffentliche Unterstützung von Armeeangehörigen. Vor Mut und selbstloser Opferbereitschaft sollte die Gesellschaft Haltung annehmen. Das ist auch notwendig: Nur 20 Prozent aller Bundeswehrangehörigen fühlen sich von der Gesellschaft ausreichend respektiert. Bei den ISAF-Soldaten, die in Afghanistan im Einsatz waren, sind es sogar nur magere acht Prozent. Dabei sagten bei der letzten Bürgerbefragung 2021 rund drei Viertel der Deutschen, Vertrauen sowie eine positive Grundeinstellung zur Bundeswehr zu haben.
Unterdessen wird im Trainingslager der Sportschule der Bundeswehr im westfälischen Warendorf noch bis kurz vor den Wettkämpfen geschwitzt. Immer wieder ermuntert der Trainer: „Männer, redet miteinander, seid füreinander da. Wenn wir das jetzt schon machen, nehmen wir das auch für die Spiele mit.“ Rund um die Wettkämpfe gibt es aufmerksamkeitsstarke Kampagnen im öffentlichen Raum wie „Zuhör-Bänke“, auf denen man miteinander ins Gespräch kommen kann. Bei der Abschiedszeremonie wird Popstar Rita Ora („You Only Love Me“) live singen. Das vollständige Programm zum Herunterladen und Eintrittskarten gibt es im Internet. Zudem berichtet das „Aktuelle Sportstudio“ über die Wettkämpfe. Am 9. September wird Schirmherr Prinz Harry erstmals zu Gast in der ZDF-Sendung sein.