Bei Filmen oder Witzen sprechen selbsternannte Kulturkritiker häufig davon, daß sie so schlecht seien, daß sie schon wieder gut seien. Ob dieses Urteil jemals stimmig war, sei dahingestellt. Sicher ist: Manche Dinge sind einfach nur schlecht. So schlecht, daß sie nur peinlich sind.
In diese Kategorie fällt auch ein kleiner Filmbeitrag des NDR über die „Omas gegen Rechts“. Der sollte besser für immer auf dem Dachboden mit den ausrangierten Hippie-Kleidern weggeschlossen werden. Jedenfalls dann, wenn man nicht riskieren will, daß Zuschauer beim Ansehen dieses Katastrophenfilms an einer – um mit der Hamburger Helium-Stimme von Jan Delay zu sprechen – „Überdosis Fremdscham“ sterben.
Mit „Antifascisti“-Jodelgesang durch den Zug
Der Clip geht nur 01:46 Minuten. Und doch sind es 106 Sekunden, die einem, selbst wenn man sie trotz schwerster Gehirnblähungen irgendwie überleben sollte, niemand jemals zurückgeben wird. Wie traurig sich verschwendete Lebenszeit anfühlt, kann jeder, der sich den Clip ansehen sollte, nicht nur am eigenen Leib spüren, sondern in dem Video selbst auch ganz deutlich sehen.
Unsere #OMASGEGENRECHTS aus #Hamburg wurde auf dem Weg nach #Celle von einem #Fernsehteam des #NDR begleitet. https://t.co/djkoBbogaZ
— 🔴🔴🔴OMAS GEGEN RECHTS D-Bündnis (@OgRD_Buendnis) August 22, 2023
Der Beitrag beginnt mit einem gejodelten „Antifascisti“ der „Omas gegen Rechts“ auf einer Bahnfahrt. Mit an Bord ein junger Mann. Wer er ist, verrät der Film uns nicht direkt. Der jugendliche Passagier hat gut lachen mit seinen Mitfahrerinnen. Das kann er auch haben; schließlich ist er gegen ihren antifaschistischen Jodel-Gesang mit großen Kopfhörern geschützt. Fast so, als hätte er bereits geahnt, daß dies wieder so ein Tag sein wird, an dem ein paar halbstarke Alterliche den anderen Passagieren die Bahnfahrt versauen, indem sie ihnen rücksichtslos den eigenen Musikgeschmack aufzwingen.
Schicksalsmacher für die Enkel anderer Leute
Den älteren Damen oder zumindest der Kamera zuliebe ist er immerhin so höflich, eines seiner beiden Ohren freizulegen. Was unweigerlich die Frage aufwirft, was der „Zuhörende“ wohl auf dem anderen Ohr so hört. Es spielen sich bizarre musikalische Mix-Möglichkeiten in einem ab. Rapper wie Kontra K oder sein Hip-Hop-Kollege Apache 207, der aktuell mit Udo Lindenberg die Charts stürmt, von dem es bis zum Antifa-Chor der rüstigen Rentnerinnen allerdings sowieso schon nicht mehr so weit hin ist.
Ziel der politischen Kaffeefahrt des grauen Blocks ist der Landesparteitag der AfD Niedersachsen in Celle. Dieser sei, so sagt es die Stimme aus dem Off, „ein Pflichttermin“ für die besorgten Betagten. „Enkel sind hier keine Voraussetzung; aber es geht um die Jüngeren. Sie sollen niemals so etwas erleben wie sie“, sagt Heide Breuniger, 82 Jahre alt. „Im Zweiten Weltkrieg war sie vier“, läßt uns der NDR über die „Oma gegen Rechts“ und ihre Motivation wissen.
Von der Erlebniswelt, die Generationen von „Wiedergutmachern“ mit ihrer totalen Toleranz den Jüngeren bescheren, wird Heide vermutlich nicht allzu viel mitbekommen. Schicksalsmacherin für die Enkel anderer Leute wollen sie und ihre Altersgenossen dennoch bleiben. „Bis zum letzten Atemzug“ kämpfe sie „gegen die Rechten“, wie sie selbst sagt.
„Omas, Omas – uns braucht das ganze Land“
In Celle hat sie jedenfalls noch Luft für ein weiteres hochnotpeinliches Lied. „Omas, Omas – uns braucht das ganze Land. Wir kämpfen für die Kinder und leisten Widerstand“, singt das Seniorengeschwader.
Greta Körfer, eine junge Frau, die ein gehäkeltes Oberteil trägt und die der NDR auf der Anti-AfD-Demo interviewt, wünscht sich hingegen, daß „mehr junge Menschen dabei wären“ bei den „Omas gegen Rechts“. Vielleicht haben selbst die hirngewaschenen jungen Menschen einfach nicht so viel Zeit wie ihre „Omas gegen Rechts“, die bereits vor Ort angekündigt haben, zwei Tage später in Hamburg rechte Wähler für die Demokratie umstimmen zu wollen.