BERLIN. Das ehemalige SED-Zentralorgan Neues Deutschland, das sich heute nur noch nd nennt, ist in eine existenzbedrohende Krise geraten. Für das vergangene Jahr habe sich ein Fehlbetrag von 635.000 Euro ergeben, berichtet die Tageszeitung selbst. Die Lage sei dramatisch.
Uns fehlen kurzfristig 635.000 Euro. 🤕 Viele Sparmaßnahmen beim »nd« greifen erst mittelfristig, sodass unser Überleben jetzt von eurer Unterstützung abhängt!
Mehr zur wirtschaftlichen Lage der nd.Genossenschaft erfahrt ihr hier:
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Schon ab 1. August werde es die „sozialistische Tageszeitung“ aus Kostengründen am Kiosk nicht mehr geben. Nur die Wochenendausgabe solle dann dort noch erhältlich sein. Bis Ende des Jahres werde man zudem vier Vollzeitstellen streichen, darunter zwei in der Redaktion.
„Neues Deutschland“ leidet unter Auflagenschwund
Das nd, das seine Auflagenzahlen nicht mehr an die unabhängige Prüfstelle IVW meldet, hat nach eigenen Angaben noch 12.309 Abonnenten. Damit hat sich die Zahl in den vergangenen vier Jahren fast halbiert. 2019 waren es laut IVW noch 21.201.
Das Blatt leidet auch unter fehlerhafter Buchhaltung. Die vorläufige Bilanz für das Jahr 2022 enthalte nach eignen Angaben noch Verrechnungskonten, „bei denen entweder Belege fehlten oder Zahlungen nicht eindeutig zugeordnet werden konnten“, habe ein Steuerprüfer moniert. Dieser konnte die Bilanz deshalb nicht abschließend bestätigen und Vorstand sowie Aufsichtsrats nicht entlastet werden.
Seit dem 1. Januar 2022 gibt eine Genossenschaft das nd heraus. Diese plane nun eine Kampagne zur Rettung der vormaligen Neues Deutschland. Die Belegschaft rief im Internet dazu auf, Genossenschaftsanteile zu zeichnen. Derzeit gebe es knapp 900 Genossen, die die Zeitung tragen. Erforderlich wären jedoch mindestens doppelt so viele. (fh)