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Verstorbener Filmstar: Zum Tod von Nadja Tiller: Die elegante Femme Fatale

Verstorbener Filmstar: Zum Tod von Nadja Tiller: Die elegante Femme Fatale

Verstorbener Filmstar: Zum Tod von Nadja Tiller: Die elegante Femme Fatale

Die nun verstorbene Schauspielerin Nadja Tiller prägte das westdeutsche Nachkriegskino.
Die nun verstorbene Schauspielerin Nadja Tiller prägte das westdeutsche Nachkriegskino.
Die nun verstorbene Schauspielerin Nadja Tiller prägte das westdeutsche Nachkriegskino Foto: picture alliance / rtn – radio tele nord | rtn, ulrike blitzner / Bearbeitung JF
Verstorbener Filmstar
 

Zum Tod von Nadja Tiller: Die elegante Femme Fatale

Miss Austria, verruchte Schönheit im Skandalfilm, internationaler Filmstar und große Dame; und doch gleichzeitig Familienmensch – das alles verkörperte Nadja Tiller. Kurz vor ihrem 94. Geburtstag verstarb in dieser Woche der Schauspielstar in Hamburg. Eine Würdigung von Harald Melzer.
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Femme Fatale, Diva, Grand Dame – all diese Begriffe werden aufgerufen, wenn man die Nachrufe auf Nadja Tiller liest. Gerecht werden sie der Schauspielerin nicht. Stammte sie doch wie Christiane Hörbiger aus einer österreichischen Schauspielerfamilie. Bereits ihr Vater war Hofschauspieler und später Direktor am Wiener Stadttheater. Auch ihre Mutter hatte schon Erfolge als Operettensängerin im gesamten deutschsprachigen Raum, aber auch in den Niederlanden und der Schweiz gefeiert. Es war also ein Künstlerhaus, in das Nadja 1929 hineingeboren wurde. Vielleicht war das einer der Gründe, der diese weltläufige, ja fast großbürgerliche Ausstrahlung, begründete.

Mit ihr ist ein Gegenbeispiel zum herrschenden Narrativ von den muffigen 1950er Jahren gegangen. Nadja Tiller war der Schwarm vieler junger, aber auch älterer Männer. Volker Lechtenbrink, der 2021 verstorbene Schauspieler, Sänger und Hamburger Theaterlegende, bekannte 2019 zu ihrem 90. Geburtstag im NDR: „Ich war mit 13 oder 14 in ‘El Hakim‘. Da kamst Du die Treppe runter und ein Träger Deines Kleides rutschte und ich sah den Ansatz eines Busens und es war um mich geschehen.“ Das war 1958. Im gleichen Jahr drehte Tiller einen weiteren Film, der ihre Prominenz erst richtig befeuerte –  „ Das Mädchen Rosemarie“.

1956 wurde die Edelprostitutierte Rosemarie Nitribitt ermordet aufgefunden. Sie soll Kunden aus der Wirtschaft und Politik gehabt haben. Der Fall beschäftigte damals die junge Bundesrepublik.

Tiller spielte Hauptrolle im Skandalfilm

Zwei Jahre später verfilmte der Berliner Produzent Artur „Atze“ Brauner mit zahlreichen Stars wie Gerd Fröbe, Carl Raddatz, Horst Frank oder dem unvergessenen Hubert von Meyerink den Stoff. In der Rolle der Nitribitt: Nadja Tiller. Ein Sittengemälde.

Der zweite große Kinoskandal nach dem Film „Die Sünderin“ mit Hildegard Knef. Das Auswärtige Amt versuchte, die Aufführung bei der Biennale in Venedig zu verhindern, scheiterte jedoch. Die Presse verteidigte den Film gegen diese Versuche der Zensur und machte den Film zu einem Kassenschlager und Nadja Tiller endgültig zum Star.

Das Lexikon des internationalen Films schreibt in seiner Ausgabe von 1990, der Film glossiere unter der sorgfältigen Regie von Rolf Thiele „in einer Mischung aus Persiflage, Kabarett und Moritat die Doppelmoral der bundesdeutschen Gesellschaft der Wiederaufbauzeit“. Zu den Wurzeln der „attackierten Mißstände“ könne „Das Mädchen Rosemarie“ jedoch nicht vordringen.

Tiller gelang internationale Karriere

Spielte Nadja Tiller zuvor in deutschen Filmen von Geschichtsschmonzetten über Schlagerfilme bis Krimis die Femme Fatale oder die bekehrte ostpreußischen Großgrundbesitzerin, wurde sie nun vom internationalen Kino entdeckt. Sie erhielt Angebote aus Frankreich und Italien und drehte mit Stars wie Jean-Paul Belmondo, Curd Jürgens, Jean Marrais, Robert Mitchum und Yul Brunner.

Sie hätte ein Weltstar werden können, blieb allerdings bodenständig. Seit 1953 war sie mit dem Schauspieler Walter Giller („Rosen für den Staatsanwalt“) verheiratet. Ihre Ehe mit Seitenblicken hielt bis zum Tod von Giller 2011. In einer Talkshow bei Reinhold Beckmann wurde die offene Beziehung, die die beiden geführt haben, versucht zu thematisieren, aber das Paar ließ die indiskreten Fragen elegant abperlen und sagte: „Wir haben nicht darüber geredet und nicht immer alles totdiskutiert.“

Tiller kehrte ans Theater zurück

Nachdem Tiller sich den Opferrollen der neuen deutschen Filmemacher wie Faßbinder verweigerte, kehrte sie ans Theater zurück. 1967 und 1968 gab die Absolventin des Wiener Reinhardt-Seminars die Buhlschaft im „Jedermann“ in Salzburg und hatte später feste Engagements in Berlin, Lübeck und ihrer Geburtsstadt Wien.

Ihre letzte Film- und Fernsehrolle spielte Nadja Tiller 2009 gemeinsam mit ihrem Mann Walter Giller in dem Leander Haußmann-Film „Dinosaurier – gegen uns seht ihr alt aus“. Auf der Bühne stand die Frau mit der großen Ausstrahlung noch bis 2016.; sei es als alternde Diva Joan Crawford in den Hamburger Kammerspielen oder als Mrs Higgings in „My Fair Lady“.

Am 21. Februar 2023 verstarb die wunderbare, elegante Schauspielerin in Hamburg.

Die nun verstorbene Schauspielerin Nadja Tiller prägte das westdeutsche Nachkriegskino Foto: picture alliance / rtn – radio tele nord | rtn, ulrike blitzner / Bearbeitung JF
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