MÜNCHEN. Der stellvertretenden Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung, Alexandra Föderl-Schmid, wird vorgeworfen, in ihren Artikeln Inhalte anderer Autoren verwendet zu haben, ohne diese zitiert zu haben. In mindestens elf Texten sollen dabei Textstellen auftauchen, die aus anderen Quellen entnommen und dabei nur geringfügig verändert wurden, berichtet das Magazin Medieninsider. In einem Fall soll die Journalistin sogar wörtlich abgeschrieben haben.
Innerhalb der letzten Wochen sollen mindestens drei Texte nicht gekennzeichnete Passagen anderer Autoren enthalten. In einem Anfang Oktober erstellten Text über die Ideologie und Entstehungsgeschichte der Hamas verwendete Föderl-Schmid offenbar Inhalte und Formulierungen aus einem Islamismus-Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung (BPD), ohne dies deutlich zu machen.
Ein ebenfalls im Oktober veröffentlichter Beitrag, der unter Föderl-Schmids Namen erschien, behandelt den jüdischen Feiertag Simchat Tora. Dabei sollen einige Passagen stark einem Text des Jüdischen Museums in Berlin ähneln. Auch hier wird die mutmaßliche Quelle nicht angegeben.
Kein „Anspruch auf journalistische Originalität“
Föderl-Schmid erklärte die Ähnlichkeiten gegenüber dem Medieninsider-Magazin damit, daß sie in dem erstgenannten Text lediglich Sätze einer Charta der Hamas verwendet habe. Zudem bestehe der Text aus „Faktenbeschreibungen und Definitionen“, die anders als „Essays, Reportagen oder Kommentare“ keine „geistige Eigenleistung“ anderer Autoren enthalte.
Auch der Lexikon-Text enthalte keinen „Anspruch auf journalistische Originalität“. Es gehe darum, „einen Sachverhalt oder einen Begriff möglichst präzise und allgemeinverständlich zu erklären“. Daß sie dabei möglicherweise zu viel wörtlich übernommen habe, bedauere sie.
Vor wenigen Tagen erst hatte die Süddeutsche Zeitung der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel vorgeworfen, Teile ihrer Dissertation abgeschrieben zu haben. Einer der angeblich ohne Quellenangabe zitierten Wissenschaftler, Stefan Homburg, bestritt diesen Vorwurf. Die von Weidel verwendeten Wörter seien größtenteils „Allerweltsbegriffe“ und könnten nicht als Plagiat betrachtet werden, sagte Homburg. (lb)