SCHLANGENBAD. Zahlreiche Sprachwissenschaftler haben erneut gegen die Verwendung der Gendersprache im öffentlich-rechtlichen Rundfunk aufgerufen. Auf der Website linguistik-vs-gendern.de konnten bis dato über 700 sprachwissenschaftliche Unterzeichner und damit zehnmal so viele wie im Vorjahr verzeichnet werden. Die Einordnung des generischen Maskulinums als diskriminierende Sprachform wiesen die Forscher entschieden zurück: „Wir fordern eine kritische Neubewertung des Sprachgebrauchs im ÖRR auf sprachwissenschaftlicher Grundlage“, heißt es im Vorwort der Initiative.
Neben den Unterstützern aus den sprachwissenschaftlichen Lehren, unterzeichneten über 3.000 weitere Unterstützer den Appell. Darunter fanden sich auch die Entertainerin Desiree Nick und der Schriftsteller Uwe Tellkamp.
Grammatische Strukturen in die Kategorien „gerecht“ und „ungerecht“ einzuordnen, definierten die Wissenschaftler als untaugliche Praxis. Von Seiten der Befürworter würden keine passenden Belege herangezogen werden, um die geänderte Sprachnorm zu legitimieren: „Diese Studien liefern keinen belastbaren Beleg dafür, daß generische Maskulina mental vorrangig ‚Bilder von Männern‘ erzeugen.“ Männliche Substantive, wie „Kunde“, würden demnach auch Frauen einschließen.
Gendern als „Sexualisierung der Sprache“?
Angeführte Umfragen belegten eine Ablehnung der gendergerechten Sprache von bis zu 80 Prozent. „Die Sprachverwendung des ÖRR ist Vorbild und Maßstab für Millionen von Zuschauern, Zuhörern und Lesern. Daraus erwächst für die Sender die Verpflichtung, sich in Texten und Formulierungen an geltenden Sprachnormen zu orientieren“, forderten die Linguisten.
Zudem sehen die Forscher den sozialen Frieden in Deutschland bedroht: „In den Medien des ÖRR überwiegt eine positive Darstellung des Genderns. Kritiker werden nicht selten als reaktionär, unflexibel und frauenfeindlich geschildert“, analysierten die Akademiker. Die mit der Gendersprache einhergehende „Sexualisierung der Sprache“ würde zu einer permanenten Betonung der Geschlechterdifferenzen führen. „Im Hinblick auf das angestrebte Ziel – Geschlechtergerechtigkeit – ist Gendern also dysfunktional“, resümierten die Sprachforscher. (JF)