FRANKFURT AM MAIN. In einem Kommentar hat die Frankfurter Allgemeine angeblich aggressive Reaktionen auf die Blockaden der „Letzten Generation“ verurteilt. Es gehe im Umgang mit den Extremisten, die seit Monaten Autofahrer und Rettungskräfte blockieren „um gesellschaftliche Ausgrenzung“, behauptet das Blatt, das immer noch vorwiegend von Liberal-Konservativen gelesen wird.
FAZ-Redakteur Peter Körte beklagt den „blanken Haß“, der den Blockierern entgegenschlage. Angeblich würden „Vertreter fast aller Parteien“ die Nötiger auch als „Nazis“ beschimpfen. Damit seien sie verantwortlich für die „Gewalt“, die den Klimaklebern von den Verkehrsteilnehmern angetan werde: „Da bricht hervor, was andere nicht mehr bei sich behalten können: Die werden handgreiflich.“
„Bedrohlich den Motor aufheulen lassen“
Als Beispiele nennt der Kommentator, daß „Protestierende an den Haaren von der Fahrbahn“ gezogen worden seien und Autofahrer „bedrohlich den Motor aufheulen“ lassen. Einer sei „einem Aktivisten mit dem Auto über den Fuß“ gefahren. Die FAZ prangert auch an: „Banner wurden entrissen, Trinkjoghurt über Festgeklebten ausgekippt.“
Kein Wort verliert die Zeitung darüber, daß die Extremisten in einer Art Selbstermächtigung bestimmen, wer zum Arzt, ins Krankenhaus, zur Arbeit, zu seiner Familie oder ins Kino fahren darf. Auch nicht darüber, daß die Feuerwehr anklagt, die Blockaden gefährdeten Menchenleben. Sie kritisiert vielmehr die „sprachlichen Ausfälle“ mancher Genötigter. Diese seien „die Echos der Politikerreden“.
„FAZ“: Zusammenhalt mit Klimaklebern
In der „Reaktion auf die Klimaaktivisten“ werde das „Nachlassen des gesellschaftlichen Zusammenhalts“ deutlich. Warum Autofahrer mit Menschen „zusammenhalten“ sollen, die sie schikanieren, erklärt die FAZ nicht. Sie unterstellt ihnen vielmehr „Lust an der Eskalation“.
Warum das so ist? Den „Wutbürgern“, damit meint die Zeitung genötigte Autofahrer, sei es „unerträglich, ständig daran erinnert zu werden, daß nicht nur die Politik, sondern letztlich wir alle hinter dem zurückbleiben, was getan werden müßte, um den Klimawandel aufzuhalten“.
Viele Leser drücken in der Kommentarspalte ihren Ärger über die Zeitung aus. Einer bringt die Kritik auf den Punkt: „Ich fasse es nicht, daß ein derartiger Kommentar in der FAZ zu lesen ist. Dachte, ich bin aus Versehen bei der taz gelandet.“
Heute kam dann die andere Seite zu Wort: In der FAZ kritisiert der Redakteur Reinhard Müller Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) für sein Treffen mit der „Letzten Generation“, nennt die Blockaden „Straftaten“ und kommentiert, die Organisation „schadet den Menschen und verhöhnt den Rechtsstaat, insbesondere die Amtsträger aller Ebenen“. (fh)