KIEL. Neun NDR-Redakteure haben ihrer Sendeleitung in Kiel unausgesprochen Zensur vorgeworfen. Es gebe einen „politischen Filter“, und Führungskräfte agierten wie „Pressesprecher der Ministerien“. Mit diesen Beschwerden wandten sie sich in den vergangenen zwei Jahren an den Redaktionsausschuß, wie jetzt Business Insider berichtet, der bereits die RBB-Skandale enthüllt hatte.
Das Gremium aus rund 20 NDR-Journalisten ist extra dafür eingerichtet, bei Konflikten zwischen Redakteuren und Funktionären zu schlichten. Doch die nun bekannt gewordenen Fälle haben eine besondere Dimension. Denn hier geht es darum, daß Journalisten ihrem mit Gebühren finanzierten Sender vorwerfen, nicht unabhängig berichten zu dürfen.
Berichterstattung verhindert und massiv verändert
„Berichterstattung werde teilweise verhindert und kritische Informationen heruntergespielt“, heiße es laut Business Insider in einem vertraulichen Bericht des Redaktionsausschusses vom September 2021. Außerdem: „Autoren würden abgezogen und Beiträge in den Abnahmen massiv verändert.“ Offenbar zugunsten der schleswig-holsteinischen Landesregierung. Zentraler Vorwurf: Beim NDR in Kiel gebe es einen „politischen Filter“. Außerdem verhielten sich Führungskräfte wie „Pressesprecher der Ministerien“. Sie sprächen regierungskritischen Themen frühzeitig die Relevanz ab, so daß diese nicht gesendet werden. Auf den Punkt gebracht: Es geht um Zensur.
Weiter heißt es im Bericht über die Landesregierung: „Es werde teilweise nicht vom Ministerpräsidenten Daniel Günther oder seinem Stellvertreter Heiner Garg, sondern von ‚Daniel‘ oder ‚Heiner‘ gesprochen.“ Der Redaktionsausschuß der zweitgrößten ARD-Anstalt hält die Vorwürfe demnach für „glaubwürdig“.
Der NDR sagte, die Programmverantwortlichen wiesen die Kritik zurück, nähmen sie aber ernst. „Der Austausch darüber dauert bis heute an“, so eine Sender-Sprecherin. (fh)
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