In Aldous Huxleys dystopischem Roman „Schöne neue Welt“ (1932) werden Menschen mit einem Breitbandtherapeutikum namens Soma ruhiggestellt. Kinder kommen in einem Massenproduktionsbetrieb aus der Retorte. Manipulationen an den Embryonen prädestinieren die Menschen für die gesellschaftliche Kaste, der sie zugeordnet werden.
Während sich die propagandistisch erzielte Gedankenkontrolle unter dem Banner der neomarxistischen Regenbogenfront immer mehr dem Horrorszenario in „1984“ seines Kollegen George Orwell annähert, erweist sich Huxley, je weiter wir ins 21. Jahrhundert vorrücken, als scharfsichtiger Prophet der Transformation mit Blick auf Familie und Soziales.
Zwar muß man tiefer in die Vorgeschichte der LGBT-Bewegung eintauchen, um zu erkennen, daß sie aus ideologischen Gründen das Ideal des androgynen Menschen propagiert, was zwangsläufig zu Abwehrreaktionen gegenüber der natürlichen („heteronormativen“) Reproduktion führt. Die prinzipiellen Vorbehalte der Regenbogendogmatiker gegenüber der traditionellen Familie sind aber seit Anbeginn der Bewegung in den Sechzigern für jeden ersichtlich.
„Co-Elternschaft“ statt traditioneller Familie
Als Alternative zur umstrittenen Leihmutterschaft versuchen sie nun die sogenannte Co-Elternschaft zum Gegenstand zivilgesellschaftlicher Debatten zu machen, um so der im Grünen-Wahlprogramm propagierten Revision des Familienbegriffs durch Positiv-Framing das Feld zu bereiten. „Die Idee der Co-Elternschaft ist, daß es nicht zwingend eine heterosexuelle Paarbeziehung braucht, um Kinder großzuziehen“, erläutert die Gender-affine Webseite „Familienleben“, die gezielt das LGBT-Milieu anspricht.
„Wichtiger für ein gutes und gesundes Aufwachsen des Kindes ist eine gute Beziehung der Eltern beziehungsweise Bezugspersonen.“ Diese „Bezugspersonen“ finden sich privat oder auf „Online-Plattformen“, um ihren Kinderwunsch „gemeinsam außerhalb einer klassischen Familie zu verwirklichen“, heißt es bei der Seite weiter. Haben sich die so gefundenen Partner für ein gemeinsames Kind entschieden, „erfolgt die Befruchtung in der Regel nicht über sexuellen Kontakt, sondern über die Bechermethode.“
Impfgegner sind morgen vielleicht schon „Gendefekt-Leugner“
Komplementär zu dieser Entkoppelung von Ehe und Zeugungsakt verhalten sich die epochalen Fortschritte in der Genetik und Reproduktionsforschung, die wie das wissenschaftliche Rüstzeug für das wirken, was sich Huxley vor fast hundert Jahren ausgedacht hat. Mit der Crispr-Technik, die punktuelle Veränderungen im Genom möglich macht, kündigen sich gewaltige Umwälzungen in diesem Bereich an. Für Kritiker ist die Genschere ein Menetekel auf dem Weg zum „Designer-Baby“, dem Kind aus dem Katalog.
Denn die Versuchung ist groß, nicht nur pathogene Gendefekte, sondern auch so unerwünschte Phänomene wie einen niedrigen IQ, eine erblich bedingte Neigung zu Übergewicht oder zu schiefen Zähnen wegzumanipulieren. Da nur die In-vitro-Fertilisation (IVF) eine Überprüfung der Gengesundheit des Kindes ermöglicht, könnte der Umstieg von der natürlichen Zeugung zur Zeugung im Labor näher sein, als viele ahnen.
Denn die während der Covid-Pandemie zu beobachtenden gesamtgesellschaftlichen Reflexe haben klargemacht, daß die Bevölkerung vom Sinn und Nutzen einer prophylaktischen Schutzmaßnahme durch breit angelegte Kampagnen rasch überzeugt werden kann. Die Impfgegner und „Covidioten“ von gestern könnten die IVF-Skeptiker und Gendefekt-Leugner von morgen sein.
Kino für die Grünen
Wie man sich die erwähnte „Bechermethode“ in der Praxis vorzustellen hat, zeigt die Komödie „Einfach mal was Schönes“, die seit einigen Tagen im Kino läuft. In einer ihrer unappetitlichsten Szenen kann man Karoline Herfurth bei dem Versuch zuschauen, sich, haargenau wie auf der Webseite Familienlebenbeschrieben, das Sperma eines Mannes aus dem Katalog mit einer Spritze einzuführen.
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Herfurth ist auch die Regisseurin des Films. Doch den meisten dürfte die 38jährige als Schauspielerin bekannt sein, vor allem dank ihrer Rolle einer schusseligen Lehrerin in den Pauker-Filmen der „Fack ju Göhte“-Reihe. Mit der bewährten Lust an Pannen und Peinlichkeiten knüpft Herfurth in ihrer vierten Regiearbeit an ihre Rolle in der dreiteiligen Pennäler-Posse an. Diesmal verkörpert sie die Rundfunkmoderatorin Karla, eine Frau, die nach Ansicht einer Freundin „immer ihr Selbst an der Garderobe abgibt, wenn ein Typ auftaucht“.
Es ist die nachgereichte Erklärung für die erschreckende Szene, mit der der Film beginnt. Sie wolle doch wohl jetzt kein Kind, lautet da nämlich die Replik ihres Freundes, als Karla ihm ihre Schwangerschaft eröffnet. Mit der Selbstverständlichkeit eines Gangs zum Zigarettenautomaten ist das Kind bereits eine Szene später per „Eingriff“ beseitigt, obwohl Karla eigentlich ein Baby wollte. Wenig später gibt ihr Freund ihr den Laufpaß, und eine andere wird von ihm schwanger.
Völlig frustriert informiert Karla sich im Internet über Möglichkeiten, ohne Mann ein Kind zu bekommen, und stößt auf die „Co-Elternschaft“, die die neuesten reproduktionsmedizinische Entwicklungen nutzt, um Frauen wie ihr zu helfen. Sie sucht sich einen passenden Kerl aus. Aber nicht den Mann will sie, sondern nur sein Ejakulat. Wer erwartet hatte, Medien- und Kulturschaffende als zentrale Impulsgeber für gesellschaftliche Diskurse würden die in Angriff genommene linksgrüne Familientransformation kritisch begleiten, sieht sich also – mal wieder – getäuscht.
„Oskars Kleid“ zeigt einen Trans-Propheten in statu nascendi
Naivität und Konformismus, gepaart mit flapsigem Humor, prägen auch die Tragikomödie „Oskars Kleid“, die zu Weihnachten in die Kinos kommt. Darin geht es um das T in LGBT: einen offenbar transsexuellen Neunjährigen. Autor Florian David Fitz zeigt den Knirps aber nicht etwa als konfliktbeladenen Frühpubertierenden, sondern als selbstbewußten Propheten in statu nascendi. Oskar gleicht einem kindlichen Pantschen-Lama mit heiliger Mission.
Wie in „Einfach mal was Schönes“ ist ein nach Rezepten aus dem Grünen-Wahlprogramm erweitertes Familienmodell der Geist aus der Flasche, der unsichtbar über der ganzen Filmhandlung schwebt und Garant für ein Happy-End ist. Nebenbei wird klar: Den LGBTisten geht es nicht um Toleranz, sondern um Revision.
Daher darf die LGBT-Programmatik auch bei Karoline Herfurth auf gar keinen Fall fehlen: Zwar steht Karlas Kinderwunsch im Vordergrund. Und daß sie ausgerechnet in der Vorbereitung ihres neuen Lebens als Alleinerziehende auf den charmanten Ole (Aaron Altaras) trifft, kommt fast schon ungelegen. Doch um gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, hat das Drehbuch der Radiofrau noch zwei Schwestern an die Seite gestellt.
Rahmenhandlungen aus dem Geiste der LGBT-Ideologie
Eine von ihnen (Milena Tscharntke) heiratet in einer Nebenhandlung, die sich zum Rest des Films verhält wie das fünfte Rad zum Rest eines funktionierenden Personenkraftwagens, eine Frau. Der Pressetext der betreuenden Agentur spricht von „vielen Umwegen“, durch die die Protagonistin lernt, „sich von Konventionen und Erwartungen zu lösen“. Als müßte die Nichtswürdigkeit dieser Konventionen noch eigens bekräftigt werden, erleidet die andere Schwester (Nora Tschirner), die noch das konventionellste Familienmodell lebt, eine spektakuläre Fehlgeburt.
Die vermeintlich schöne neue Welt, die „Einfach mal was Schönes“ und „Oskars Kleid“ herbeihalluzinieren, ist eine Welt der derangierten, um nicht zu sagen ausrangierten Familien. Das, was die meisten von uns als Kinder kennen und schätzen gelernt haben, hat darin ausgedient. Und so wirkt das Ende, das sowohl Karoline Herfurth als auch „Oskar“-Regisseur Hüseyin Tabak dem Zuschauer präsentieren, wie ein Propagandavideo zur Illustration der familienpolitischen Agenda der Grünen, die experimentelle Modelle wie „Mehr-Eltern-Familien“ und „soziale Elternschaft“ vorsieht. Nie waren bundesdeutsche Regierungspolitik und bundesdeutsche Filmbotschaften so verwechselbar wie heute!