Fiktionale Unterhaltungsformate über oder besser „gegen Rechts“ sprießen gerade wie Pilze aus dem weltweiten Film- und Serienboden. In der Amazon-Prime-Reihe Hunters geht eine Gruppe „Anständiger“ im Amerika der 1970er Jahre auf Nazi-Jagd und hierzulande wurde kürzlich eine schlechte Kopie des Identitären Martin Sellner im ARD-Tatort zum Stalker und Frauenmörder gemacht.
Das sind nur zwei von unzähligen Beispielen an Produktionen, bei denen die Macher gegen gute Bezahlung Haltung beweisen konnten. Auch der öffentlich-rechtliche Spartenkanal zdf neo wollte sich da nicht lumpen lassen und trug jetzt mit einer eigenen Miniserie zur bunten, politisch einseitigen, ideologischen Berieselung der Zuschauer bei. „Deutscher“ heißt das vier Episoden lange Glanzstück, das die Produktionsfirma Bantry Bay zum derzeitigen Goldgruben-Genre beigesteuert hat. So einfallsreich wie der Titel, ist auch die Geschichte.
Sie handelt von zwei Nachbarsfamilien unterschiedlicher politischen Orientierung, die jahrelang friedlich nebeneinander leben: die linke Familie mit dem Lehrervater in einem roten und die rechte Familie, deren Oberhaupt einen Handwerksbetrieb hat, in einem blauen Haus. Ja, so platt und plakativ ist die Darstellung wirklich.
Eine Wahl wie ein Terroranschlag
Die beschauliche Nachbarschaftsatmosphäre verdunkelt sich, als eine rechtspopulistische Partei überraschend mit absoluter Mehrheit die Bundestagswahl gewinnt. Für die Bewohner des roten Hauses ist das eine absolute Katastrophe; vor allem für die beiden politisch korrekten Eltern. „Weißt Du, was passiert ist?“ fragt die schockierte Mutter ihren Sohn, als er sich verabschieden will, um zu seinem Kumpel im blauen Haus nebenan zu gehen. Seine lakonisch-sarkastische Gegenfrage „ein Terroranschlag?“, wird beantwortet mit: „So ähnlich. Die Wahl.“
Auf diesem gedanklich entlarvenden Niveau spielt sich die gesamte Serie ab. Beim Knüpfen der völlig realitätsentkoppelten Erzählstränge haben die Drehbuchautoren keine linke Lebenslüge ausgelassen. Der Bruder des türkischen Mädchens mobbt seinen deutschen Mitschüler nämlich nur, weil der ihn zuvor auf Instagram dumm angemacht hat.
Dafür wird die Türkin, die übrigens die Freundin des Sohnes der „guten“ Familie ist, womit ihr Vater natürlich keinerlei Probleme hat, von den mehrheitlich deutschen Schülern täglich ausgelacht und gehänselt, weil sie einen türkischen Namen hat. Zudem darf ein rechtsextremer Brandanschlag in der Serie freilich nicht fehlen.
Wenn es doch nur Satire wäre
Auch sonst haben es die Migranten der Wohngegend nicht gerade leicht. Vor allem nicht mehr, seit die Rechtspopulisten an der Macht sind. Die bekommen zwar politisch nichts geregelt, sorgen aber dafür, daß selbst der gut integrierte türkischstämmige Apothekenangestellte zusammengeschlagen und auf offener Straße bespuckt wird. Zur Krönung wird er wegen seines aufmüpfigen Verhaltens gegenüber rassistischen Kunden in Abwesenheit und trotz Krankmeldung von der deutschen Apothekerin entlassen.
Aber das ist natürlich noch nicht alles im Horror-Szenario eines von Rechtspopulisten regierten Deutschlands. So werden im Verlauf der Serie die moslemischen Schüler auf Anregung des rechten Schulsprechers in separaten Klassen untergebracht.
Wäre das alles von den Machern der Serie nicht so spürbar ernst gemeint, man könnte es unter der Rubrik „Satire darf alles“ verbuchen. So wirft das neueste Werk aus dem öffentlich-rechtlichen Erziehungsfernsehen jedoch einmal mehr ein grelles Licht auf die Welt der Köpfe hinter den Programmen. Mehr kann man für seine aktuell 17,50 Euro im Monat offenbar auch nicht erwarten.