Anzeige
Anzeige

„Tatort“: Der Mörder ist immer der Rechte

„Tatort“: Der Mörder ist immer der Rechte

„Tatort“: Der Mörder ist immer der Rechte

protestiert-mit-der-jungen-bewegung-felix-raue
protestiert-mit-der-jungen-bewegung-felix-raue
Der Kopf der „Jungen Bewegung“, Felix Raue Foto: NDR / Frizzi Kurkhaus
„Tatort“
 

Der Mörder ist immer der Rechte

Als die ARD ankündigte, daß ihr neuer „Tatort“ im identitären Milieu der Neuen Rechten spielen werde, war den meisten wohl schon von vornherein klar, wer am Ende der Täter sein wird. Wer hoffte, der ARD-Krimi werde nicht allzu klischeehaft sein und vielleicht doch die ein oder andere Überraschung bieten, wurde enttäuscht.
Anzeige

Als die ARD ankündigte, daß ihr neuer „Tatort“ im identitären Milieu der Neuen Rechten spielen werde, war den meisten wohl eines schon von vorherein klar: Der Täter wird am Ende Martin Sellner sein. Einige wenige Optimisten werden vielleicht noch gedacht haben: „Nein, so dermaßen primitiv gestrickt, daß sie den offensichtlichsten ‘Bösewicht’, der überdeutlich erkennbar einer realen Person nachempfunden ist, zum Killer machen, sind nicht mal die denkfaulen Polit-Autoren des öffentlich-rechtlichen Kitsch-Krimis.“ Das wäre ja, als würde man einen Kriminalroman schreiben in dem der Mörder am Ende wirklich der Gärtner ist. Machen wir es kurz: Die wenigen Optimisten wurden mal wieder enttäuscht.

Der Täter war am Ende tatsächlich der Gärtner beziehungsweise der Sellner. Der Sellner im Film hieß Felix Raue (Samuel Schneider). Seine Identitäre Bewegung benannten die kreativen Staatsfunker in „Junge Bewegung“ um. Ähnlich subtil spielten auch etliche der anderen Figuren im Film auf lebende Persönlichkeiten an. So wie die unterkühlte rechtskonservative Juristin, die zum Entsetzen der politisch korrekt positionierten Charaktere Richterin am Bundesverfassungsgericht werden sollte und nicht nur von ihrer sexuellen Orientierung an AfD-Chefin Alice Weidel angelehnt war. Was einem nicht nur deshalb ethisch zweifelhaft erscheinen sollte, weil der „antifeministischen“ Universitätsdozentin im Laufe der Handlung mehrere Affären angedichtet wurden, unter anderem eine mit dem Mordopfer, das auch ihre Assistentin und studentische Hilfskraft war.

Political-Correctness-Polizei

Die Getötete hatte zu Lebzeiten den Video-Blog, der dem „Tatort“ seinen Namen, „National feminin“ verlieh. Dort veröffentlichte sie Videos, im Stile von „120 Dezibel“ oder „Lukreta“, in denen an die weiblichen Opfer durch Migranten begangener Sexual- und Gewaltverbrechen erinnert und im Sinne der Sicherheit der hier lebenden Frauen für eine Politik der sicheren Grenzen geworben wird. Was bei den TV-Kommissarinnen nur ein „Bitte nicht …“ und ein „Ist jetzt nicht wahr …“ auslöst. Wahr ist dagegen, so lehrt es uns die Political-Correctness-Polizei im Ersten: „Wenn der Täter wie immer ein Mann ist, wird niemand davon reden, was das mit der patriarchalen Gesellschaftsstruktur zu tun hat.“

Überhaupt scheint für Polizei und Staatsanwaltschaft die politische Gesinnung des Opfers und seines Umfelds wichtiger und schlimmer zu sein als der Mord an der jungen Frau selbst. Als der schlechte Martin-Sellner-Verschnitt von einem Linken mit einem Messer attackiert wird, ist die größte Sorge bei der anwesenden Staatsmacht, daß von dem Niedergestochenen Fotos gemacht werden. Schließlich würde er so „zum Märtyrer“, wie die von Maria Furtwängler gespielte Hauptkommissarin Charlotte Lindholm wenig später auch noch einmal im Verhör mit dem Attentäter betont, als sie ihm sagt, Raue habe keine ernsthaften Verletzungen und andeutet, er werde das nun sicher ausschlachten.

Der Ärger über das mißglückte Attentat auf die Sellner-Figur war wohl der moralische Tiefpunkt des gestrigen Krimis. In Sachen Peinlichkeit und Grobschlächtigkeit gelang es den Machern aber, selbst diesen noch mehrfach zu unterbieten. So wie in jener Szene, in der Furtwängler und ihre schwarze Kollegin Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) die Gesinnungsgenossen der Toten vernehmen. Woraufhin einer der JBler provokant seine Jacke öffnete, so daß die afrodeutsche Polizeibeamtin die Aufschrift „#Remigration“auf seinem T-Shirt lesen konnte.

Klischee auf Klischee

Noch immer nicht genug? Kein Problem. Die Tatort-Autoren hatten noch einiges mehr in der Peinlichkeits-Pipeline. Als Lindholm nach einem langen Arbeitstag zuhause angekommen ihren kleinen Sohn ins Bett schickt, dreht das Kind sich vor dem Verlassen des Wohnzimmers noch einmal um, um zu fragen:„Mama, diese Faschos, die kriegt ihr doch in den Griff, oder..?“ Erst als Mama ihm das verspricht, kann der Kleine beruhigt schlafen gehen.

Ein weiteres Beispiel war eine Protestaktion im Stile der Identitären Bewegung, die so schlecht und laienhaft nachgestellt war, daß eine Klage wegen Rufschädigung schon allein deshalb gute Aussichten auf Erfolg haben sollte. Daß sich am Ende herausstellte, daß das Sellner-Abziehbild aus der öffentlich-rechtlichen Kitschkiste nicht nur der Mörder war, sondern seine aktivistische Mitstreiterin, die sich vor ihrer Ermordung übrigens in den Linken verliebt hatte, stalkte (was der Grund für die spätere Messerattacke war), während seine rechte Verlobte schwanger zuhause auf ihn wartete, ist da fast schon eine Lappalie.

Klar ist: Der Tatort am Sonntag-Abend wollte vor allem eins: politisch erziehen. Wie erfolgreich er dabei war, ist allerdings fraglich. Die Kritiken fielen selbst in den meisten Mainstream-Medien relativ vernichtend aus. In den sozialen Medien wurde die Erfindung der „Jungen Bewegung“ für ihre Erschaffer gar zu einem regelrechten Desaster.

Schon vor Ausstrahlung der Tatort-Folge sicherten sich offensichtlich etliche Personen aus der neurechten Szene und dem Umfeld der IB Twitter-Accounts mit dem Namen der „Jungen Bewegung“ und sogar deren Mitglieder, einschließlich der toten Marie und ihrem Mörder Felix Raue haben dort jetzt eigene Twitter Handles. Im „Kampf gegen Rechts“ war das neueste Werk aus der Unterhaltungs-Umerziehungs-Schmiede also ein ziemlicher Schuß ins Knie. Aber immerhin einem hat es gefallen. Ruprecht Polenz twitterte am Ende der Tatort-Episode: „Das war ein Klasse-Tatort“

Der Kopf der „Jungen Bewegung“, Felix Raue Foto: NDR / Frizzi Kurkhaus
Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag