BERLIN. Die Grünen-Chefin Annalena Baerbock war 2019 der häufigste Gast in Polit-Talkshows. Insgesamt zehn Mal war die Bundestagsabgeordnete laut einer Analyse des Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) in einer der öffentlich-rechtlichen Sendungen von Frank Plasberg (Hart aber fair), Anne Will, Sandra Maischberger und Maybrit Illner zu sehen.
Vergangenes Jahr hatte der Co-Vorsitzende der Grünen, Robert Habeck, mit 13 Einladungen die Tabelle angeführt. Dieses Jahr nahm Habeck an sechs solcher Diskussionsrunden teil.
Juso-Chef Kevin Kühnert und der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschußes, Norbert Röttgen (CDU), teilen sich den zweiten Platz mit je neun Auftritten. Auch die ehemalige Linken-Chefin Sahra Wagenknecht (7), der FDP-Vorsitzende Christian Lindner (6) und die Fraktionschefin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt (7), befinden sich im oberen Teil der Tabelle.
Vertreter der AfD waren hingegen selten geladen. Der ehemalige Parteichef Alexander Gauland war vier Mal zu Gast und ist damit der am häufigsten eingeladene AfD-Politiker. Die AfD hatte bei der jüngsten Bundestagswahl 12,8 Prozent der Stimmen geholt, während die Grünen 8,9 Prozent der Stimmen erhielten. Der Anteil an Polit-Talkshow-Auftritten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen liegt bei den Grünen bei 17,2 Prozent. Die AfD ist mit 5,2 Prozent dagegen unterrepräsentiert.
Insa: Für AfD sind sozialen Medien wichtiger
Außer bei den Grünen, die im Vergleich zu ihrem Wahlergebnis überrepräsentiert sind, orientiert sich der Anteil an Talkshow-Auftritten an den Wahlergebnissen der Parteien. So haben die Unionsparteien im Bundestag einen Sitz-Anteil von 34,7 Prozent und in den Talkshows von 34 Prozent. Die SPD nimmt im Bundestag 21,4 Prozent der Sitze ein, in den Talkshows liegt ihr Anteil bei 23,6 Prozent. Bei der FDP sind es jeweils rund elf Prozent. Die Linke ist leicht unterrepräsentiert. Im Bundestag verfügt sie über 12,8 Prozent der Sitze, in den Polit-Sendungen liegt ihr Anteil bei 8,4 Prozent.
Der Chef des Meinungsforschungsinstituts Forsa, Manfred Güllner, sagte dem RND: „Für die AfD sind die Talkshows kommunikativ gar nicht so wichtig. Sie sprechen ihre Wähler eher über soziale Medien an. Und weniger Auftritte auf diesen Bühnen bieten auch weniger Möglichkeiten für das AfD-Personal, einen schlechten Eindruck zu hinterlassen.“
Insgesamt hatten 2019 die CDU 72, die Sozialdemokraten 69, die Grünen 43, die FDP 29, die Linken 21, die CSU 14 und die AfD 13 Mal die Gelegenheit, an den Diskussionsrunden teilzunehmen. Gesamt-Rekordhalterin ist Sahra Wagenknecht mit 79 Auftritten, gefolgt von ihrem Parteifreund Gregor Gysi, der 68 zugegen war. Das Thema „Umwelt und Klimaschutz“ bildete mit 22 Sendungen den Schwerpunkt in diesem Jahr. (hr)