BERLIN. Das Deutschlandradio hat einen internen Leitfaden für vermeintlich geschlechtergerechte Sprache verteidigt. In dem Dokument heißt es, der öffentlich-rechtliche Sendeanstalt wolle einen „weiteren Schritt in Richtung Diskriminierungsfreiheit und Gendersensibilität“ gehen, berichtet die Bild-Zeitung, der das Papier vom Stand Februar dieses Jahres vorliegt.
Demnach stehen in dem Leitfaden Empfehlungen für die interne Kommunikation aber auch für Radiosendungen. Statt „Zuschauer“ sollen die Mitarbeiter „Publikum“ oder „Auditorium“ sagen, statt „festangestellte Mitarbeiter“ sei es fairer, „die Festangestellten“ zu schreiben. Auch Formulierungen wie „Ärzte und Pfleger“ sollten gemieden und durch längere ersetzt werden: „Viele Ärztinnen klagen über zu lange Arbeitszeiten. Und den Pflegern geht es nicht besser.“
„Niemand wird zu einer bestimmten Sprache vor dem Mikrophon verpflichtet, zugleich sollte sich aber jeder Gedanken darüber machen, wie wir Vielfalt besser abbilden können“, sagte Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue der Bild. Raue schreibt den Angaben nach über die Leitlinie: „Sie gibt Anregungen, die zukünftig (…) berücksichtigt werden sollen.“
Ex-Familienministerin Schröder kritisiert „Gendern auf Biegen und Brechen“
Die frühere Familienministerin Kristina Schröder (CDU) kritisierte die Empfehlungen. „Das Gendern unserer Sprache auf Biegen und Brechen bringt uns bei der Gleichberechtigung kein bißchen voran. Es beruht auf dem Irrtum, das grammatikalische Genus eines Wortes sage etwas über das echte Geschlecht aus“, verdeutlichte sie gegenüber dem Blatt.
Konsequentes Gendern wie die Verwendung von Partizipien (Hörende statt Hörer, Studierende statt Studenten) führe dazu, daß Texte „komplett unlesbar würden“. Außerdem kämen dabei absurde Sprachverrenkungen heraus, beispielsweise „verstorbene Studierende“. Dies führe „zu einem Abwehrreflex, der viele Menschen gegen das Anliegen der Gleichberechtigung insgesamt aufbringt“.
Zuletzt hatte eine Gender-Richtlinie der Stadt Hannover sowie ein Leitfaden der Universität Hamburg für Streit gesorgt. (ls)