STRALSUND. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt nach der Sommerpause erneut hinter private Flüchtlingshelfer im Mittelmeer gestellt. Die Seenotrettung dort sei ein „Gebot der Menschlichkeit“, sagte Merkel am Dienstag bei einem Leser-Forum der Ostsee-Zeitung in Stralsund.
Dies gelte aber nicht für Schleuser. „Es kommen nicht immer nur die Ärmsten und Schwächsten. Wir sprechen mit den afrikanischen Ländern, wo wir helfen können. Schlepper und Schleuser wollen wir nicht unterstützen“, versicherte die Kanzlerin laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa. Es war nicht das erste Mal, daß Merkel sich lobend über die Flüchtlingsorganisationen äußerte, die mit Schiffen Afrikaner im Mittelmeer aufsammeln.
„Wir können nicht an uns alleine denken“
Bei der Veranstaltung verteidigte die Kanzlerin zudem einmal mehr ihre Flüchtlingspolitik der offenen Grenzen vom Sommer 2015. „Meine Politik hat das Land nicht gespalten. Wir haben versucht, den Prozeß zu ordnen und zu steuern.“ Sie müsse aber damit leben, daß diese zu Kontroversen geführt habe, erläuterte Merkel. „Und trotzdem würde ich immer sagen, daß es richtig war, daß wir in einer humanitären Ausnahme- und Notsituation geholfen haben.“ Als Teil einer gemeinsamen Welt könne Deutschland nicht nur seinen eigenen Wohlstand pflegen. „Wir können nicht an uns alleine denken“, mahnte Merkel.
Zugleich sprach sich die Kanzlerin dafür aus, daß Deutschland beim Klimaschutz eine Vorreiterrolle einnehmen müsse. „Wenn wir uns nicht vernünftig verhalten, wie sollen wir es dann von Ländern mit geringerem Lebensstandard verlangen“, fragte sie nach einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland und lobte dabei die „Fridays for Future“-Bewegung: „Ich freue mich, wenn sich die Jugend eine Stimme gibt und sie zur Gehör bringt.“ Die schwedische Klimaschützerin Greta Thunberg sei ein „außergewöhnliches Mädchen“, das viel ins Rollen gebracht habe. (krk)