HAMBURG/LEIPZIG. Führende deutsche Tageszeitungen haben während der Asylkrise 2015 und 2016 in ihrer Funktion als kritische Berichterstatter versagt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Hamburg-Media-School und der Uni Leipzig, die die Otto-Brenner-Stiftung am kommenden Montag veröffentlichen wird, berichtet die Zeit.
Die „sogenannten Mainstreammedien“ hätten sich nicht nur geschlossen hinter Angela Merkels (CDU) Asylpolitik versammelt, sie hätten auch „Losungen der politischen Elite“ unkritisch übernommen und eine „euphemistisch-persuasive Diktion“ des Begriffs Willkommenskultur verbreitet, heißt es in der Studie.
„Journalisten haben ihre Berufsrolle verkannt“
Dadurch sei „Willkommenskultur zu einer Art Zauberwort verklärt“ worden, „mit dem freiwillig von den Bürgern zu erbringende Samariterdienste moralisch eingefordert werden konnten“. Studienleiter Michael Haller glaubt, daß eine „Sinn- und Strukturkrise“ die Medienlandschaft erfaßt habe.
„Große Teile der Journalisten haben ihre Berufsrolle verkannt und die aufklärerische Funktion ihrer Medien vernachlässigt.“ Die Forscher hatten dem Bericht zufolge mehrere Tausend Artikel aus der Bild-Zeitung, der Welt, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Süddeutschen Zeitung sowie zahlreicher Regionalzeitungen ausgewertet. (ls)