BERLIN. Der ARD-Programmchef Volker Herres hat den Kölner Privatsender RTL mit ungewohnt scharfen Worten wegen seiner Programmpolitik kritisiert. Herres sagte bei einer Pressekonferenz in Berlin: „Ich kannte den Begriff Fremdschämen nur aus dem Privatleben, aber das RTL-Programm ist zwischen banal und anal.“
Das RTL-Programm bestehe aus „Sozialpornos“ für und über „Assis“. Das Modell „skripted reality“ habe mit der Realität nichts zu tun. RTL ließe sich übersetzen mit „Realität total lädiert“.
Trotz Kritik: RTL Marktführer
Die Kritik der ARD-Oberen kamt just in dem Moment, in dem die Einschaltquoten für den November bekanntgegeben worden sind: Mit 19,8 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe hat der RTL so gut abgeschnitten wie seit 13 Jahren nicht mehr – weit vor ARD und ZDF. Im gesamten laufenden Jahr liegt RTL mit 13,6 Prozent vor der ARD mit 13,2 Prozent.
Anlaß der ARD-Pressekonferenz war das Ende der Amtszeit des Vorsitzenden Peter Boudgoust. Der zog eine positive Bilanz seiner Arbeit und verwies auf die „rundfunkpolitischen Weichenstellungen“ wie den Dreistufen-Test und die GEZ-Reform. Diese werde nicht zu unerhofften Mehreinnahmen führen, sagte Boudgoust. „Aus Sicht des Gebührenzahlers gibt es keine Bedenken.“
ARD: „Wir stehen für Vielfalt“
Die ARD kündigte für das kommende Jahr unter anderem einen Dreiteiler über „Deutschland im Zeitalter der Globalisierung“, Berichte zu den Jahrestagen von Tschernobyl, 9/11, dem Loveparade-Unglück von Duisburg, aktuellen Themen wie dem Sexskandal an der Odenwaldschule, Stuttgart 21 und den anstehenden sieben Landtagswahlen an. „Wir stehen für Vielfalt – das sieht man an der Wahlberichterstattung“, sagte der scheidende ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust. (rg)