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Buchrezension: David Engels und die Ermutigung, seinen Mann zu stehen

Buchrezension: David Engels und die Ermutigung, seinen Mann zu stehen

Buchrezension: David Engels und die Ermutigung, seinen Mann zu stehen

François de Chateaubriand greift mit seiner rechten Hand in seine Jacke (historische Darstellung), ließ sich von der Franz. Revolution nicht den Glauben nehmen, Jeanne d’Arc reckt einen Speer mit einer Flagge in den Himmel (historische Darstellung), kämpfte gegen England
François de Chateaubriand greift mit seiner rechten Hand in seine Jacke (historische Darstellung), ließ sich von der Franz. Revolution nicht den Glauben nehmen, Jeanne d’Arc reckt einen Speer mit einer Flagge in den Himmel (historische Darstellung), kämpfte gegen England
François de Chateaubriand ließ sich von der Franz. Revolution nicht den Glauben nehmen, Jeanne d’Arc kämpfte gegen England Foto: picture alliance / Bildagentur-online/Celeste | Bildagentur-online/Celeste / picture alliance / Mary Evans Picture Library | – Montage: JF
Buchrezension
 

David Engels und die Ermutigung, seinen Mann zu stehen

Der Historiker David Engels portraitiert Lebensbilder des Widerstandes aus verschiedenen Epochen. Von dem französischen Romantiker François de Chateaubriand bis hin zu Henry David Thoreau oder Yukio Mishima ist das Buch eine Feier des Mutes.
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Um unser Land aus dem Niedergang zu führen und in Europa dem Zerfall entgegenzuwirken, braucht es nicht nur Ideen und Parteien, sondern ganz konkrete Vorbilder. In seinem Sammelband „Freiheit und Ideal“ stellt David Engels zwölf Personen des Widerstandes vor. Sie sind Helden, deren Beispiel motiviert, seinem Umfeld die Stirn zu bieten. Über die skizzenhafte Darstellung ihrer Lebensbilder hinaus beschreibt der Autor, wie jeder Einzelne allen Anfechtungen zum Trotz standgehalten hat.

Cato der Jüngere etwa zeigt, daß es Wichtigeres gibt als den Erfolg im Hier und Jetzt. Der konservative Römer konnte zwar die Herrschaftsübernahme Caesars nicht verhindern, aber er verteidigte höhere Werte gegen brutale Machtergreifung. Während Cato am Ende der Römischen Republik lebte, wurde der heidnische Quintus Aurelius Symmachus Zeuge, wie das Christentum unter Kaiser Theodosius die alte Welt der Götter überwand. Der Senator im spätantiken Rom investierte seine ganze Kraft in Tempel-Restaurationen sowie der Abschrift von Schriften, die ohne ihn verloren wären.

David Engels ergänzt die bekannte Perspektive auf Sokrates als Streiter für die Wahrheit durch die Sicht des Aristophanes, der den Schüler Platons schmäht, weil dieser sich gegen die Tradition stellte. In dem vorliegenden Sammelband werden Menschen portraitiert, die zu ihren Lebzeiten das Schwinden von Kulturgütern verhindern wollten. Ein solcher Konservativer war auch J.R.R. Tolkien, welchem Engels jüngst zu dessen 50. Todestag eine Anthologie widmete.

Ehre und Moral waren ihm wichtiger als Kadavergehorsam

Der Oxford-Professor bezog sich immer wieder auf das vorindustrielle England, fühlte sich aber darüber hinaus insbesondere mit den Angelsachsen vor 1066 verbunden. In der Gestalt des Denethor und am Beispiel der Elben zeigte Tolkien, daß es nicht primär um das Einbalsamieren geht, sondern um ein Leben aus dem, was immer gilt. Der Schriftsteller steht für einen Widerstand, der zunächst weder politisch, noch theologisch, sondern künstlerischer Natur ist.

Mit François de Chateaubriand wird uns ein Aristokrat vor Augen geführt, der die Probleme der Monarchie durchaus erkannte und dem es nach der Französischen Revolution wichtiger war, das Christentum zu stärken als die alte Ordnung zu restaurieren. Er steht für Menschen, die ihren Besitz verloren, sich aber nicht ihren Glauben nehmen ließen. Als einziger Deutscher wird Johann Friedrich Adolf von der Marwitz vorgestellt, ein preußischer Generalmajor, der sich weigerte, ein sächsisches Schloß zu plündern, denn Ehre und Moral waren ihm wichtiger als Kadavergehorsam.

Für Glauben und Wahrheit setzte sich auch Jeanne d’Arc ein, obwohl sie für die Befreiung ihres Landes von der englischen Besetzung mit ihrem Leben bezahlen mußte. Da der französische König einen pragmatischen Frieden anstrebte, wurde die Bauerntochter zuerst an die Burgunder und dann an die Engländer ausgeliefert.

Das Cover von David Engels: Freiheit und Ideal. 12 Lebensbilder des Widerstands. 112 Seiten, Orgshop, Jetzt im JF-Buchdienst bestellen
David Engels: Freiheit und Ideal. 12 Lebensbilder des Widerstands. 112 Seiten, Orgshop, Jetzt im JF-Buchdienst bestellen

Für Werte eintreten, unabhängig vom historischen Kontext

Ihre „Unschuld im Sinne absoluter sittlicher Reinheit“, so Engels, sollte auch heutigen Politikern ein Vorbild sein, vor allem jenen, die im Parlament andere Werte vertreten als sie privat leben. Aus der jüngeren Vergangenheit werden mit dem katholischen Priester Tomislav Kolakovič sowie dem Präsidenten Václav Havel zwei Tschechen vorgestellt. Auf eindrückliche Weise können wir von diesen beiden Männern lernen, wie sie es schafften, in einem staatlich verordneten System der Lüge aufrichtig zu bleiben.

„Freiheit und Ideal“ ist eine erbauliche Lektüre, die besonders geeignet ist, der jungen Generation ein Ideal zu vermitteln. Autor David Engels, in frühen Jahren bereits Lehrstuhlinhaber für Römische Geschichte in Brüssel, dann Senior Analyst am Westinstitut und Dozent in Polen, mußte selbst erleben, was es bedeutet, vom Mainstream ausgegrenzt zu werden. Neben den oben genannten neun Europäern macht er in seinem aktuellen Werk mit Yukio Mishima, den sieben Weisen im Bambushain und Qu Yuan bekannt.

Der Kulturmorphologe erweitert damit den Blick über die zeitliche Dimension hinaus auf die räumliche und zeigt, daß das Eintreten für Werte unabhängig vom historischen Kontext nicht nur sinnvoll, sondern auch geboten ist. Wenn wir unseren Kindern eine liebenswürdigere Welt hinterlassen möchten, dann müssen sie lernen, sich dafür einzusetzen. Die zwölf hier versammelten Lebensbilder ermutigen dazu. Weitere Widerstands-Portraits von Engels wie beispielsweise über Alexander Solschenizyn oder Henry David Thoreau lassen sich auf der Homepage des Sandwirts nachlesen.

JF 15/24

François de Chateaubriand ließ sich von der Franz. Revolution nicht den Glauben nehmen, Jeanne d’Arc kämpfte gegen England Foto: picture alliance / Bildagentur-online/Celeste | Bildagentur-online/Celeste / picture alliance / Mary Evans Picture Library | – Montage: JF
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