MARBURG. „Remigration“ ist das „Unwort des Jahres“ 2023. Das Wort, das sich vom lateinischen „remigrare“ („zurückkehren“) ableitet, sei „in rechten Parteien sowie weiteren rechten bis rechtsextremen Gruppierungen zu einem Euphemismus für die Forderung nach Zwangsausweisung bis hin zu Massendeportationen von Menschen mit Migrationsgeschichte geworden“, heißt es in der Begründung der Jury.
Der diesjährige Gast-Juror Ruprecht Polenz, ehemaliger CDU-Bundestagsabgeordneter und von 2000 bis Juli 2016 Mitglied des ZDF-Fernsehrates, sagte dazu: „Der harmlos daherkommende Begriff Remigration wird von den völkischen Nationalisten der AfD und der Identitären Bewegung benutzt, um ihre wahren Absichten zu verschleiern: die Deportation aller Menschen mit vermeintlich falscher Hautfarbe oder Herkunft, selbst dann, wenn sie deutsche Staatsbürger sind.“ Nach der Wahl zum „Unwort des Jahres“ werde „diese Täuschung mit Remigration nicht mehr so leicht gelingen“.
Das „Unwort des Jahres“ kommt fast immer von Rechts
Den zweiten Platz belegt der Ausdruck „Sozialklimbim“. Dieses Wort, das in der Debatte über die sogenannte Kindergrundsicherung verwendet wurde, stehe für eine „klassistisch diskriminierende Rhetorik“. Nach Ansicht der Jury werden damit „einkommens- und vermögensschwache Personen herabgewürdigt und stigmatisiert“. Auf Platz drei schafft es die Wortschöpfung „Heizungs-Stasi“ in Anlehnung an die rigorose Energiepolitik der Ampel-Regierung. Wer das Wort verwende, verbreite „populistische Stimmungsmache gegen Klimaschutzmaßnahmen“. Der Ausdruck verhöhne tatsächliche Stasi-Opfer und verstoße gegen demokratische Werte, weil er das demokratische Gesetzgebungsverfahren verunglimpfe.
Seit 1991 wird das „Unwort des Jahres“ gekürt. Damals war es der Ausdruck „ausländerfrei“, 2014 war es „Lügenpresse“, ein Jahr später „Gutmensch“. 2022 entschied sich die Jury für „Klimaterroristen“. (st)