DARMSTADT. Der Begriff „Klimaterroristen“ ist zum Unwort des Jahres 2022 gekürt worden. Er diene dazu, Klimaschützer und ihren Protest zu diskreditieren, begründete eine Jury aus vier Sprachwissenschaftlern und einer Journalistin, die hinter der jährlichen Aktion stehen, ihre Entscheidung.
„Durch die Gleichsetzung des klimaaktivistischen Protests mit Terrorismus werden gewaltlose Protestformen zivilen Ungehorsams und demokratischen Widerstands in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt“, heißt es in der Mitteilung weiter. Mit der Verwendung des „stigmatisierenden Ausdrucks“ verschiebe sich zudem der Fokus der Debatte von den „berechtigten inhaltlichen Forderungen der Gruppe“ hin zum Umgang mit Demonstranten.
Durch den Begriff würden die „Klimaschützer“ mit Terroristen gleichgesetzt und so kriminalisiert. Unter Terrorismus sei das „systematische Ausüben und Verbreiten von Angst und Schrecken durch radikale physische Gewalt“ zu verstehen. Entsprechende Akteure nähmen bereitwillig Zerstörung, Tod und Mord in Kauf.
„Sozialtourismus“ ist zweitplatziertes Unwort
Auf Platz zwei kürte die Jury den Begriff „Sozialtourismus“. Es handle sich um eine „Diskriminierung derjenigen Menschen, die vor dem Krieg auf der Flucht sind und in Deutschland Schutz suchen“ und verschleiere ihr prinzipielles Recht auf Zuflucht. „Die Perfidie des Wortgebrauchs besteht darin, daß das Grundwort Tourismus in Verdrehung der offenkundigen Tatsachen eine dem Vergnügen und der Erholung dienende freiwillige Reisetätigkeit impliziert.“ Das Bestimmungswort „sozial“ reduziere das Ziel von Migranten zudem darauf, vom deutschen Sozialsystem zu profitieren.
Der Begriff „Sozialtourismus“ werde von Politikern und Medien verwendet, um Stimmung gegen unerwünschte Zuwanderung, insbesondere aus Osteuropa zu machen. Bereits 2013 war „Sozialtourismus“ Unwort des Jahres. Die Unwörter 2020 und 2021 waren „Klimahysterie“ und „Corona-Diktatur“. (zit)