BERLIN. Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg hat den Fußball-Regionalisten Energie Cottbus aufgefordert, ein klares Bekenntnis gegen Transfeindlichkeit abzulegen. Zudem rief die Vereinigung den Nordostdeutschen Fußballverband auf, ein Zeichen gegen Diskriminierung und Sexismus zu setzen.
Hintergrund ist das Brandenburg-Derby in der Regionalliga Nordost am vergangenen Sonntag zwischen Energie Cottbus und dem SV Babelsberg 03. Aufgrund der geltenden Corona-Maßnahmen hätten die Gästefans von Babelsberg in Cottbus ihre persönlichen Daten angeben müssen. Da die als politisch stramm links geltenden Anhänger fürchteten, dadurch ins Visier rechter Cottbus-Fans zu geraten, verzichten sie auf eine Auswärtsfahrt.
Dies wiederum nahm ein Teil der aktiven Fanszene des früheren DDR-Oberliga-Clubs aus der Lausitz zum Anlaß, sich mit einem großen Plakat über die Befürchtungen der Babelsberger lustig zu machen. Auf einem großen Transparent hielten sie während des Spiels die Parole hoch: „Eure Daten sind uns scheißegal, sind eure Fressen doch die größte Qual“. Auf einem weiteren Plakat war zudem ein Porträt der Rapperin FaulenzA zu sehen, die sich selbst als Trans-Frau sieht und sich in der Fangruppe „Babelsqueers“ engagiert.
„Ich bin komplett erschlagen davon!“
Diese schrieb auf ihrem Instagram-Account nach dem Spiel, das Cottbus mit 2:0 für sich entscheiden konnte, sie sei schockiert von der Aktion. „So viel Haß, der mir entgegenschlägt! Sich persönlich gegen mich richtet! Unfaßbar. Ich bin komplett erschlagen davon!“ Nachdem die taz über den Fall berichtete, verurteilte auch Energie Cottbus die Aktion. Man bedauere es, daß sich die Künstlerin FaulenzA durch die Fanaktion bedroht gefühlt habe.
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„Wir distanzieren uns als Verein von diffamierenden und beleidigenden Äußerungen jedweder Art. Derartige Dinge spiegeln nicht die Werte des FC Energie Cottbus wider, der sich vielfach für Toleranz, Gewaltfreiheit und gegen Rassismus einsetzt“, heiß es seitens der Presseabteilung.
„Eindeutiges Foul“
Die Gruppierung „Energiefans gegen Nazis“ schrieb auf Twitter: „Wir sind extrem aufgebracht und verurteilen die Aktionen, die nichts mit unserer Vorstellung von aktivem Support für unseren FCE zu tun haben.“ Zwar sei bei einem Derby „auch mal Feuer im Block“ und der Ton gegenüber dem Gegner könne rau sein. „Die Diskriminierung einer einzelnen Person aufgrund persönlicher Identität ist aber ein eindeutiges Foul und mit Platzverweis zu ahnden!“
Klar, gerade in einem Derby ist auch mal Feuer im Block und der Ton gegenüber dem Gegner kann rau sein. Die Diskriminierung einer einzelnen Person aufgrund persönlicher Identität ist aber ein eindeutiges Foul und mit Platzverweis zu ahnden!
🏳️🌈🏳️🌈🏳️🌈https://t.co/5djSYkMXuR— Energiefans gegen Nazis (@energiefans) November 3, 2021
FaulenzA beschreibt sich laut der taz selbst als „transweibliche Rapperin und Folkpunk-Musikerin aus Berlin“. Sie rappe vor allem „über linke Kämpfe, queeres Empowerment, Gefühle und ‘psychische Störungen’. FaulenzA spielt selbst auch Fußball und hat einen Abschluß in Sozialer Arbeit. Aufgrund posttraumatischer Belastungsstörungen, ihres Tourette-Syndroms und einer Dissoziativen Identitätsstruktur ist sie jedoch dauerhaft arbeitsunfähig.“
Ob Energie Cottbus der Aufforderung des Lesben- und Schwulenverbands nachkommt und ein Zeichen gegen Transfeindlichkeit und Homophobie setzt – zum Beispiel in Form einer Kapitänsbinde in Regenbogenfarben – ist offen. Eine entsprechende Anfrage der JF ließ der Verein bislang unbeantwortet. (krk)