BERLIN. Fast jeder achte Haushalt in deutschen Großstädten hat nach dem Abzug der Miete weniger als das im Sozialrecht festgelegte Existenzminimum zum Leben übrig. Damit geraten rund 1,1 Millionen Mieterhaushalte in eine prekäre wirtschaftliche Lage sobald sie ihre monatlichen Wohnkosten gedeckt haben, ergab eine Studie der Humboldt Universität Berlin im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Mögliche Sozialtransfers und Wohngeld seien dabei bereits miteinbezogen.
Fast die Hälfte aller Haushalte in den 77 berücksichtigten deutschen Städten koste das Wohnen mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens. Ein Viertel müsse für Warmmiete und Nebenkosten mindestens 40 Prozent aufwenden, heißt es in der repräsentativen Untersuchung. Als Richtwert wird oft die 30-Prozentmarke genommen, die der Anteil der Mietkosten an dem monatlich zur Verfügung stehenden Betrag nicht überschreiten soll. Doch selbst Haushalte mit einem mittleren Einkommen übersteigen diesen Wert gemäß der Studie in der Regel.
Hohe Wohnkosten verstärken soziale Spaltung
Die Daten aus dem Mikrozensus 2018 zeigten, daß die hohen Wohnkosten die Einkommensspreizung verstärkten. Mieterhaushalte der höchsten Einkommensklasse stehe vor dem Abzug der Warmmiete das 4,4-fache Nettoeinkommen der Haushalte der niedrigsten Klasse zur Verfügung. Nach der Zahlung der Warmmiete erhöhe sich dieser Faktor auf das 6,7 fache, weil Geringverdiener einen überdurchschnittlichen Anteil ihres Geldes für Wohnkosten aufwenden müßten.
„Die Wohnverhältnisse sind nicht nur Ausdruck, sondern selbst Faktor der sozialen Ungleichheit in unseren Städten. Wohnen kann arm machen“, resümierten die Berliner Forscher. Dies betreffe besonders Alleinerziehende. In dieser Gruppe bleibe einem guten Viertel nach dem Abzug der Miete nur ein Resteinkommen unterhalb des Arbeitslosengeld II-Regelbedarfs. (zit)