FRANKFURT/MAIN. Die Diplompsychologin Heidi Möller hat mehr Diversität im Profifußball gefordert. Zudem müßten sich die Bundesligaclubs stärker für zentrale gesellschaftliche Werte einsetzen. Die Corona-Krise habe deutlich gemacht, daß der Profifußball und die Gesellschaft enger zusammenrücken müßten, sagte die Professorin für Theorie und Methodik der Beratung an der Universität Kassel, die auch der von der Deutschen Fußball Liga initiierten „Taskforce Zukunft Profifußball“ angehört, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
„Der Profifußball muß deutlich diverser werden. Das ist ein entscheidender Aspekt. Man muß sich mal vorstellen: In den Profiklubs arbeiten zu 97 Prozent Männer. Da sind sogar die Dax-Konzerne besser, die auch schon ziemlich schlecht sind“, kritisierte Möller. Frauen im Haupt- und Ehrenamt müsse man in den Klubs mit der Lupe suchen.
„Ein Konzept zur Geschlechtergerechtigkeit ist kein Hexenwerk. Das kann man schnell machen. Und daß Diversität den Unternehmen Vorteile bringt, ist durch Studien hinreichend belegt. Da wäre man schön blöd, diesen Veränderungsprozeß nicht anzugehen.“
Bekenntnis zur Nachhaltigkeit
Andernfalls verschenke man Wettbewerbsvorteile, warnte die Psychologin. Es müsse allerdings zwischen der Förderung von Frauen im Fußball und der Förderung des Frauenfußballs unterschieden werden. Das seien zwei grundverschiedene Dinge.
Gleichzeitig mahnte Möller, der Profifußball dürfe sich nicht weiter von der Gesellschaft entfernen. Daher sei es wichtig, sich an entsprechenden Werten zu orientieren. „Dazu gehören Integrität, Transparenz und wirtschaftliche Vernunft. Die Beratergehälter und die Transfersummen verstehen viele Menschen ohnehin nicht mehr.“ Eine weitere Leitschnur seien die Menschenrechte der Vereinten Nationen.
Außerdem müsse sich der Fußballsport ernsthaft zur Nachhaltigkeit bekennen. „Nachhaltigkeit meint aber nicht nur CO2-Neutralität, Umwelt- und Klimaschutz. Das ist wichtig, aber genauso wichtig sind die ökonomischen Fragen und die gesellschaftliche Verankerung des Profifußballs.“ Das alles lasse sich nicht unabhängig voneinander denken. Ökonomie, Ökologie und gesellschaftliche Verankerung müßten als Dreiklang verstanden werden.
Immer wieder politische Aktionen
Bereits 2019 hatte der Geschäftsführer des Fußballzweitligisten FC St. Pauli, Andreas Rettig, gefordert, Lizenzen für den Profifußball künftig auch nach den Kriterien Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung zu vergeben. Es müsse darum gehen, dem Wertewandel Rechnung zu tragen.
Immer wieder beteiligen sich die Profiklubs der Bundesliga an politischen Aktionen und Initiativen. So sind beispielsweise mehrere Vereine der „Charta für Vielfalt“ beigetraten, darunter Eintracht Frankfurt und der VFL Wolfsburg. Im vergangen Jahr zollte die Liga bei mehreren Partien zudem der „Black Lives Matter“-Bewegung ihren Respekt. Auch der Deutsche Fußball-Bund engagiert sich regelmäßig gegen Rassismus und für sexuelle Vielfalt. (krk)