BERLIN. Die Architektin Margit Sichrovsky hat eine Frauenquote bei der Vergabe öffentlicher Aufträge gefordert. Gerade für kleine und junge Architekturbüros sei es schwierig, ohne die entsprechenden Referenzen an solche Aufträge zu kommen; und für Frauen sei das noch schwieriger, sagte sie im Gespräch mit dem Deutschlandfunk Kultur.
Zugleich kritisierte die Partnerin im rein weiblichen Architekturbüro LXSY die männliche Dominanz in dem Berufsfeld. Zwar sei das Geschlechterverhältnis im Architekturstudium und bei Angestellten in Architekturbüros 50:50, aber bei Projektleitern und Geschäftsführern dominierten dann Männer. „Das ist ein strukturell gesellschaftliches Thema“, lautete ihr Fazit. „Frauen brauchen mehr Mut, sich zu nehmen, was ihnen zusteht.“
Die männliche Dominanz schlage sich dementsprechend nieder. „99 Prozent der bebauten Umwelt ist von Männern gebaut. Dieser effizienzgetriebene Faktor ist ein männlicher Faktor, die Zurschaustellung von Architektur als Selbstzweck.“ Dabei gehe es den männlichen Architekten nicht so sehr um den Menschen und die Frage, wie er sich in den Gebäuden wohlfühle. Das sei der Unterschied zu Architektinnen.
Bundesregierung treibt Frauenquote in Vorständen voran
Laut Sichrovsky nehmen sich Architektinnen eher zurück und schauen, was der Nutzer und die Gesellschaft brauchen. Frauen gehe es dabei auch eher um Kommunikation untereinander.
Das Thema Frauenquote beschäftigt Politik und Wirtschaftsunternehmen seit Monaten. Im Januar einigte sich die Bundesregierung auf einen Gesetzentwurf, der eine verbindliche Regelung für die Besetzung von Vorstandsposten vorsieht. Demzufolge muß unter mehr als zwei Vorstandsmitgliedern börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen künftig mindestens eine Frau sein. (ag)