WIESBADEN. Im ersten Jahresquartal ist die Zahl der registrierten Abtreibungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Prozent gesunken. Wegen der Corona-Pandemie hätten jedoch nicht alle Krankenhäuser und Kliniken die Tötungen von ungeborenem Leben fristgerecht gemeldet, berichtete das Statistische Bundesamt. Effektiv könne daher mit einem Rückgang von einem Prozent gerechnet werden. Laut der Behörde sind von 26.500 Fällen vier Prozent auf Sexualstraftaten oder gesundheitliche Gründe der Mutter zurückzuführen.
Mit 71 Prozent war der größte Teil der betroffenen Frauen zwischen 18 und 34 Jahre alt. Drei Prozent galten zum Zeitpunkt als minderjährig, 18 Prozent waren zwischen 35 und 39 Jahre alt, acht Prozent gehörten zur Altersgruppe der über 40-jährigen. Bei etwa 14.575 Frauen saugten die Ärzte die Embryonen aus dem Mutterleib, bei 27 Prozent setzten sie Medikamente ein. 80 Prozent der Betroffenen ließen sich ambulant in Arztpraxen und Operationszentren behandeln, 16 Prozent in Krankenhäusern. Im Jahr werden rund 100.000 Abtreibungen in Deutschland gezählt.
„Pro-Choice“-Verbände fordern Lockerung der Regeln
Ende März hatte Familienministerin Franziska Giffey (SPD) die persönliche Konfliktberatung ausgesetzt und das obligatorische Beratungsgespräch über Online-Dienste und Telefon ermöglicht. Während des Lockdowns hatten zudem mehrere Ärzte und „Pro-Choice“-Verbände dafür plädiert, die Hürden für Abtreibungen zu senken und „Schwangerschaftsabbrüche als notwendige medizinische Leistungen“ anzuerkennen.
Die Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht, Alexandra Linder, hielt den Abtreibungsbefürworten vor, „eine Pandemie auszunutzen, um seine Ideologie voranzutreiben, ist an Zynismus kaum zu überbieten“. In diesem Jahresquartal haben laut dem Statistischen Bundesamt 96 Prozent der Frauen nach dem vorgeschriebenen Beratungsgespräch abgetrieben. (hr)