ULM. Die Ulmer Regionalstelle des katholischen Kindermissionswerks „Sternsinger“ hat sich gegen die traditionelle Melchior-Kostümierung ausgesprochen. Kinder sollen sich künftig nicht mehr das Gesicht schwarz schminken, wenn sie in der Rolle des dunkelhäutigen heiligen Königs unterwegs sind. Die „Gleichsetzung von Hautfarbe und Herkunft“ sei heute nicht mehr zutreffend, sagte eine Sprecherin der Aktion dem SWR.
Es lebten heute beispielsweise viele weiße Menschen in Schwarzafrika, führte sie aus. Zudem könnten sich Menschen mit dunkler Hautfarbe verletzt fühlen, wenn schwarz geschminkte Kinder bei ihnen klingelten. Deshalb ermutige die Organisation die Spendensammler, „so zu kommen wie sie sind“.
Schon mehrfach wurde darüber diskutiert, ob die „Sternsinger“ sich weiterhin das Gesicht schwarz schminken sollen, wenn sie in die Rolle des Melchiors schlüpfen. Der Sprecher des Hilfswerks hatte im Januar betont, daß die Verkleidung nicht rassistisch motiviert sei. Die Drei Heiligen Könige repräsentierten leidglich die drei Erdteile Europa, Afrika und Asien.
Landesbischof will Debatte über Melchior-Figur
Vor einigen Tagen hatte der Kirchengemeinderat des Ulmer Münsters entschieden, den schwarzhäutigen König Melchior dieses Jahr nicht in der Weihnachtskrippe zu zeigen, um eine mögliche Rassismusdebatte zu verhindern.
Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July hatte sich am Mittwoch hinter die Idee der Ulmer Münstergemeinde gestellt, ihr Vorgehen aber bemängelt. Seiner Ansicht nach sollten die Figuren lieber mit einem erklärenden Kommentar versehen werden. „Es ist unsinnig, Dinge im Nachhinein unserer gegenwärtigen Überzeugung anzupassen. Man muß sie erklären und in eine heutige, kritische Bewertung stellen“, betonte July laut der Nachrichtenagentur dpa. (zit)