CHEMNITZ. Das Theater Chemnitz hat nach einem Shitstorm wegen der Streichung schwarzer Rollen aus einem Musical sein Bedauern ausgedrückt. „Die Besetzung entstand in einer für mich ungewohnten Situation, dabei habe ich jede Reflexion, jede umfassende Betrachtung außen vor gelassen. Dies war und ist ein Fehler, für den ich mich aufrichtig entschuldigen möchte“, teilte der Betriebsdirektor der Oper und Verantwortliche für die Besetzung der Rollen, Patrick Wurzel, mit.
Er räumte ein, daß ihm bei der Zusammensetzung für die Darsteller des Musicals „Hair“ ein Fehler unterlaufen sei, der behoben werden müsse. „Ich möchte den Fehler korrigieren und die Gesamtsituation nutzen, um mich weiterzuentwickeln“, betonte Wurzel. „Ich möchte für uns im Theater, für mich sicherstellen, daß diese Situation nicht mehr passiert, denn wir haben aktive Kritik von außen benötigt, um eigenes Handeln zu hinterfragen.“
Ursprünglich sollte eine gekürzte Fassung des rassismuskritischen Hippie-Musicals Ende August in Chemnitz aufgeführt werden, bei der die schwarzen Charaktere herausgestrichen worden waren. Doch eine Schauspielerin machte den Vorgang publik und löste so eine Empörungswelle aus. „Ich bin einfach nur fassungslos und schockiert – wie kann man in der gerade jetzigen, sehr sensiblen Zeit, dann noch in genau dieser Stadt eine solche Entscheidung, dumm oder rassistisch oder beides, treffen?“, äußerte sie gegenüber dem Nachrichtenportal tag24.
Theater will Podiumsdiskussion organisieren
Wurzel räumte ein, er habe sich aufgrund seiner persönlichen und beruflichen Erfahrungen im Umgang mit Fragestellungen rund um Diversität für intensiv geschult gehalten. „Dies war ein Trugschluß, der zur jetzigen Situation geführt hat.“
Auch das Theater Chemnitz sprach sein Bedauern aus. „Das Thema der Besetzung mit People of Color war und ist uns bewußt. Die Diskussion ist absolut wichtig und vermutlich der größte Wert.“ Nun soll laut dem Nachrichten t-online eine Podiumsdiskussion über das Stück, seine Inszenierung und die Besetzung organisiert werden.
Nachdem in Chemnitz vor zwei Jahren ein Asylbewerber einen Deutschen erstochen hatte, war die Stadt in die Schlagzeilen geraten. Die Tat hatte zu Protesten gegen Ausländergewalt geführt. (ag)