BERLIN. Der Musiker Herbert Grönemeyer hat zur finanziellen Unterstützung von Künstlern in der Corona-Krise für eine Sonderabgabe für Millionären geworben. „Wäre die Zeit nicht günstig für eine Solidaritätssonderzahlung der Vermögendsten in diesem wohl rauen Herbst und einem drohenden Komplett-Lockdown? Deutschland hat circa 1,8 Millionen Millionäre. Wenn sich die Wohlhabendsten bereit erklären würden zu einer zweimaligen Sonderzahlung von zum Beispiel 50.000 bis 150.000 Euro, jeweils in diesem wie auch im nächsten Jahr, stünden ad hoc circa 200 Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung, um Existenzen zu sichern“, schrieb er in einem Beitrag für die Zeit.
Kritik äußerte der Komponist an der bisherigen Vergabepraxis von Corona-Hilfen für Künstler durch die Bundesregierung. Der Zugang müsse „radikal vereinfacht werden, keine 38-seitigen Antragsformulare“. In anderen Branchen sei das bereits unkompliziert üblich. „Wir sind vielleicht nicht die Maschine und der Motor Deutschlands, aber die Kultur in ihrer gesamten Vielfalt ist die rauschende Seele, ist der öffentliche Herzschlag eines Landes, und alle in ihr Beschäftigten und Auftretenden sind seine Schlagadern“, unterstrich Grönemeyer sein Anliegen.
Grönemeyer: „Welt zu einem besseren Platz machen“
Laut Grönemeyer sei „Geld im Übermaß und in Unverhältnismäßigkeit vorhanden“. Zugleich mahnte er: „Die Spaltung der Gesellschaften ist ein seit Jahrzehnten dramatischer werdendes, drohendes Problem.“ Würden die Wohlhabenden jetzt ihr Geld zur Verfügung stellen, könnte sich aus dieser Zäsur „ein stilles Glück entfalten und die Welt zu einem ein Stückchen besseren Platz machen“.
Grönemeyer hatte sich in der Vergangenheit wiederholt zu politischen und gesellschaftlichen Themen Position bezogen. So war er unter anderem beim zweiten „Wir-sind-mehr“-Konzert in Chemnitz dabei. Während eines Konzerts in Wien im September 2019 hielt er eine kurze Ansprache. Darin rief er sein Publikum auf, der Politik „zu diktieren, wie ´ne Gesellschaft auszusehen hat. Und wer versucht, so ‘ne Situation der Unsicherheit zu nutzen für rechtes Geschwafel, für Ausgrenzung, Rassismus und Hetze, der ist fehl am Platze“. Dafür lobten ihn Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) und andere Politiker. (ag)