Am Münchner Rathaus wehte sie in diesem Jahr bereits. In der Hamburger Brise flatterte sie vom Rathaus über den Hanseaten. In Berlin zog sie der Regierenden Bürgermeister Andreas Müller (SPD) persönlich hoch. In Sachsen tat dies Justizministerin Katja Meier (Grüne) vor ihrem Ministerium. Während der sogenannten Pride Week für die LGBTQI-Bewegung (Lesben, Schwulen, Bi-, Transsexuellen, Queeren und Intersexuellen) flatterte ihr Symbol, die Regenbogenflagge, gefühlt vor oder von jedem Rathaus. Doch halt!
Im Nordosten tobt ein Flaggenstreit. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) verbot dem Neustrelitzer Bürgermeister Andreas Grund (parteilos) die bunte Beflaggung am Rathaus für die Pride Week zum örtlichen Christopher Street Day (CSD). Der Minister habe höchstpersönlich bei seinem Stellvertreter angerufen und das Verbot ausgesprochen, beklagte Grund gegenüber dem NDR.
Laut Flaggenverordnung des Bundeslandes bedürfen andere als die Landes-, Bundes- oder EU-Flagge an Amtsgebäuden einer Genehmigung durch das Innenministerium. Caffier hatte sich bereits in der Vergangenheit mit Stadtoberhäuptern in der Angelegenheit gestritten. Als Freund der Regenbogenflagge gilt er nicht. Er habe daran erinnert, daß weltanschauliche Bekenntnisse an öffentlichen Dienstgebäuden zu vermeiden seien.
Örtliche Kirchengemeinde will die bunte Flagge hissen
Die Neustrelitzer CSD-Organisatoren hoffen jedoch, daß Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) Caffier zur Ordnung ruft. Denn Schwesig hatte als Bundesfamilienministerin 2016 erstmals offiziell ihren Amtssitz mit einer Regenbogenflagge als Zeichen für „Vielfalt, Toleranz und Menschenfreundlichkeit“ versehen, wie sie damals erklärte.
Auch wenn sich Caffier nicht für die Regenbogenflagge erwärmen kann, können die Anhänger der LGBTQI-Bewegung wohl trotzdem ab dem 15. August durch das bunte Neustrelitz ziehen. Neben örtlichen Unternehmen habe auch die evangelische Gemeinde angekündigt, die gegenüber dem Rathaus liegende Stadtkirche kunterbunt zu beflaggen.